[Interview] WARREN SPECTOR – MICKY EPIC 2 – DIE MACHT DER ZWEI

Seit vielen Jahren gehört Warren Spector zu den bekanntesten Spieleentwicklern. So hat er an den Hits Wing Commander, System Shock und am Science Fiction Rollenspiel Deux Ex maßgeblich mitgewirkt. Für Disney Interactive hatte er mit dem Entwickler Junction Point bereits das erfolgreiche Wii Spiel MICKY EPIC geschaffen, sowie den Nachfolger MICKY EPIC 2 – DIE MACHT DER ZWEI. Für die Präsentation der Fortsetzung besuchte Spector Hamburg und ich ergriff sogleich die Gelegenheit mit ihm darüber und über Games zu sprechen.

SHORTREVIEW: Ein Micky Maus Spiel zu entwickeln, wie ist das?

Als ob ein Traum wahr werden würde. Sei meiner Kindheit bin ich ein großer Disney Fan und bereits im Alter von neun Monaten besuchte ich erstmals Disneyland. Ich habe sogar Fotos, die das belegen. Micky war schon immer mein Lieblingscharakter.

SR: Gerade die Nintendo 3DS Version von MICKY EPIC 2 – DIE MACHT DER ZWEI erinnert an den Spieleklassiker ‚Mickey Mouse – Castle of Illusion’. Zufall?

Warren Spector

Das ist schon lustig, das gerade die Konsolenspiele nicht in Vergessenheit geraten. Bei der Planung des Spiels kam einer der Entwickler auf mich zu und schlug vor einen Ort der ‚Vergessenen Videospiele’ in Wasteland einzubauen, wo auch ‚Castle of Illusion’ zu finden sein sollte. Jedenfalls ist das ein Klassischer Mickey Mouse Sidescroller und warum nicht diesem Tribut zollen.

SR: Das Spiel soll jüngere und ältere Spieler gleichzeitig ansprechen. Ist es schwer hier die richtige Balance zu finden?

Das ist immer eine Herausforderung, aber auch die Kunst, die Magie der Spieleentwicklung. Egal für wen, Du musst die Anforderungen aufbauend gestalten, damit der Lernprozess vonstatten geht und der Spieler das Gefühl bekommt etwas geschafft zu haben. So meistert er später auch schwerere Aufgaben. Schon damals hat man bei ‚Castle of Illusion’ gesehen, wie unterhaltsam eigentlich ein simples Plattform springen Spiel sein kann, aber auch fordernd. Wir haben dies auf MICKY EPIC 2 übertragen. Nimm den Pinsel, er kann malen oder löschen und dieses Prinzip haben wir mit vielseitigen Aufgaben kombiniert, an die unterschiedlich herangegangen werden muss.

SR: Im Vergleich zu älteren Spielen, scheinen modernere leichter zu sein, da sie mehr Hilfestellungen bieten und sich zum Teil dem Können des Spielers anpassen. Wie siehst Du das?

Ich bin wie Du mit den Spielen aufgewachsen und habe ihre Veränderung miterlebt. Doch wenn ich mir so manches Spiel von damals anschaue, frage ich noch heute, wie ich es schaffen soll. Oft war nicht wirklich ersichtlich, wie es zu lösen war. Das kannst Du heute nicht mehr machen. Du musst hier eine Balance finden. Den Spieler an die Lösung heranführen oder die Richtung dahin andeuten. Kaum einer glaubt, dass ich beim Konzept von MICKY EPIC hier zuerst echt Schwierigkeiten hatte, um es so harmonisch hinzubekommen.

SR: Vergleicht man den europäischen Micky mit dem Amerikanischen, sieht man, das dort er sich vom aussehen und verhalten nicht verändert hat. Hier scheint er dagegen moderner und reifer geworden. Warum haben die Amerikaner mit dem europäischen Micky Probleme?

Er ist ihr großes Heiligtum. Ich wünschte, Sie würden offener sein, denn mir gefällt es sehr, wie er sich entwickelt hat. Er erlebt hier echte Krimis, Abenteuer und Mystery Geschichten, während er in Amerika immer eher für die lustigen, tollpatischen Sachen gut ist. Dabei war er in den Original Disney Comic Geschichten der Dreißiger ein echter Held und Indiana Jones. Er ist auf der Suche nach Abenteuern um die ganze Welt gereist. Leider geriet dies in Vergessenheit. Schon beim ersten MICKY EPIC wollte ich einen guten Mix aus lustigen Situationen, aber auch dem klassischen Abenteuergeschichten bringen. Es sollte eine Balance aus Old School, Klassik und Modern werden. Ich wollte schon gerne den alten Geist von Micky wiedererwecken, aber um es wirklich zu schaffen, muss es langsam und behutsam angegangen werden. Grundsätzlich hat mich der Comicstrip Micky mit seinen teils düsteren Geschichten mehr angesprochen als der lustige, übertriebene Micky aus den kurzen Cartoons.

SR: Multiplayer und Coop sind stark im Trend, war das auch ein Grund in MICKY EPIC 2 – DIE MACHT DER ZWEI auf zwei Spieler zu setzen?

Ein bekannter Spieledesigner sagte zu mir: „Single Spieler Games sind Tod.“ Aber ich widersprach ihm. Ich selbst liebe es allein ein Game zu spielen, aber es muss nicht immer sein, denn auch mit mehreren machen Spiele Spaß. In meiner Vergangenheit habe ich sehr viele Games für nur einen Spieler entwickelt und auch das erste MICKY EPIC war nur für einen Spieler und es gehört mit zu meinen am meisten verkauften Spielen. So falsch muss ich also mit meiner Ansicht nicht liegen. Weiter denke ich, das es platz für jedes Genre und es immer mal Phasen gibt, wo ein Genre oder eine Art zu spielen, wie eben auf einem Touchdisplay, dominiert. Doch irgendwann wechselt das wieder.

SR: MICKY EPIC 2 – DIE MACHT DER ZWEI hat Singleplayer, Coop und Bewegungssteuerung. Es gibt Spielehersteller, die wollen sogar alle Spielmöglichkeiten in ihren Spielen vereinen und es jedem gleichzeitig recht machen.

Bei unserem Spiel funktioniert das, aber das darf man nicht pauschalisieren. Man kann es nie allen recht machen, versucht man dies, wirkt es unentschlossen und das spürt der Spieler, worunter das Spiel leidet.

SR: Was war die größte Herausforderung bei MICKY EPIC 2 – DIE MACHT DER ZWEI?

Wir haben es nun auf verschiedenen Konsolen veröffentlicht und hochauflösende Grafik war kein echtes Problem. Wirklich herausfordernd war die Steuerung. Auf Nintendos Wii hatte es beim ersten Teil gut mit dem Bewegungskontroller funktioniert und auf der Playstation3 lässt sich dies für Move schnell umsetzen. Doch darauf und auf der XBox360 sollte es ebenfalls flüssig mit dem normalen Kontroller zu steuern sein und das war nicht einfach. Das liegt daran, dass Spieler einfach unterschiedlich spielen.

SR: Warren, vielen Dank für das tolle Gespräch.

War mir ein Vergnügen.

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Interview Sascha Leupold