[Game] HAUNTED

Im viktorianischen London irrt das Straßenmädchen Mary von Visionen ihrer toten Schwester Emily heimgesucht ziellos umher, bis sie irgendwann zusammenbricht. Erst durch einen Schmerz in der Brust erwacht sie und findet sich auf dem Seziertisch der exzentrischen Professorin Ashcroft wieder. Mit einem Skalpell in der Hand entschuldigt sich die Professorin sogleich und bietet ihr eine Tasse Tee an. Während Mary im Labor wartet, hört sie eine Unterhaltung zwischen Ashcroft und ihrem Diener Ethan mit, wo sie sich beschwert, dass sie ein lebendes Objekt nicht gebrauchen kann und er gefälligst sein Werk vollenden soll. Als Mary dann mitbekommt, das Ethan seine Axt holt, verbarrikadiert sie sich voller Panik in Ashcrofts Labor. Auf der Suche nach einer Fluchtmöglichkeit findet sie nicht nur eine Maschine angetrieben mit Energie von Geistern, sondern ebenfalls die Halskette ihrer Schwester. Ob die Professorin etwas mit Emily’s Tod zu tun hat?
Zeit nachfragen bleib nicht. Weil Mary alles untersucht, was nicht Niet und Nagelfest ist, befreit sie so den kleinen Piratengeist Oscar aus der Maschine. Warum sie die Gabe hat Geister zu sehen, kann sich Mary nicht erklären, ist aber über die Hilfe Oscars sehr dankbar. Zusammen gelingt ihnen die Flucht aus Ashcrofts Labor. Nach diesem Erlebnis ist sich Mary sicher, das die Visionen von Emily’s Geist stammen und diese um Hilfe ruft. Mary bittet Oscar sie bei der Suche nach Emily zu unterstützen. Oscar glaubt, dass der Geistersenat mehr wissen könnte, doch wisse er nicht, wo sich dieser befinde. Hier könnte aber ein Schottenkrieger Geist bei der Tower Bridge weiterhelfen und so treffen die beiden dort auf den Freiheitskämpfer William Wallace. Doch der will erst Mary helfen, wenn ihm diese bei einem eigenen Problem hilft. Ein junges Mädchen schwärt für William und möchte sich in den Tod stürzen um ihm nahe zu sein. Nun muss Mary einen Weg finden das Mädchen davon abzubringen.
Damit beginnt ihr geheimnisvolles Abenteuer im nächtlichen London, führt weiter nach Schottland und Transsilvanien bis hin in ein Goldfischglas. Auf der Reise schließen sich weitere Geister an, die Mary tatkräftig unterstützen.

Fazit:
HAUNTED von den DECK 13 Entwicklern wurde wie deren vorherigen Werke Ankh, Jack Keane oder Venetica ganz in 3D gehalten. Der Spieler steuert die Hauptfigur Mary durch wunderschöne 3D Hintergründe und löst hier so manches Rätsel. Es gilt: sammle ein was möglich ist und kombiniert dieses miteinander. Dabei wurde immer darauf geachtet die Rätsel nachvollziehbar und überschaubar zu halten. Alles Benötigte befindet sich stets in der Umgebung. Wirklich interessant ist das mit einbeziehen der Geister und deren individuellen Fähigkeiten. So kann Oscar alles anfassen was heiß oder elektrisch ist und William nur jenes, was von der Hand des Todes berührt wurde. Diese sehr originelle Idee wird aber leider viel zu wenig genutzt. Nur wenige Rätsel sind herausfordernd und wer nicht Lust hat lange nachzudenken, kann neben der üblichen Hotzspotanzeige eine sehr genaue Rätselhilfe benutzen. Ebenfalls etwas Neues ist hier das Bonusrätsel, was einen zusätzlichen Rätselakt freischaltet. Dieser neue Epilog scheint das wirkliche Ende mit Hinweisen auf eine mögliche Fortsetzung zu sein. Adventure Freunde werden gerade in diesem Akt ihre Freude haben, da es nur so von Anspielungen auf Spiele-Klassikern wimmelt.
Da HAUNTED bereits seit zwei Jahren fertig ist, könnte es technisch gesehen besser sein. So laufen hier und da Figuren in Animation durch Gegenstände oder Personen hindurch – aber es ist ja eine Geisterstory. Die Figuren sind recht klobig, was durchs Comicdesign nicht auffällt. Außerdem sind die Animationen teils ein wenig holprig. Die Musik ist schön und immer stimmungsvoll gehalten, kommt aber nie wirklich zur Geltung. Da wäre mehr drin gewesen, gerade in den filmartigen Zwischensequenzen. Die gut geschriebenen Dialoge, auch jene von den Geistern, die sich im Hintergrund immer miteinander unterhalten, sorgen für eine lebendige Atmosphäre. Es macht Spaß zuzuhören gerade wenn Oscar und Williams sich gegenseitig ärgern. Die Story für sich ist spannend und gruselig, was den Spieler bei der Stange hält es bis zum Ende zu spielen. Leider besitzt die Geschichte zahlreiche Logiklöcher und manche Aussagen der Figuren am Anfang stimmen mit denen am Ende nicht überein. Dazu kommt das in der eigentlichen Geschichte viel mehr steckt und nur die Ansätze genutzt werden. Schade. Hervorheben sollte man die hervorragende Vertonung durch die Sprecher von Hollywoodstars, darunter die Stimmen von Keira Knightley, Arnold Schwarzenegger und Jim Carrey. Dank ihnen wird das Spiel auf eine höhere Stufe gehoben.
Zusammenfassend kann HAUNTED als Spiel für Adventure-Freunde nur empfohlen werden, weil eine unterhaltsame Geschichte mit viel Humor erzählt wird. Die Rätsel sind sehr leicht, was es einsteigerfreundlich macht. Gut sechs Stunden Spielzeit und Spaß ist garantiert.

Daten:
Label: Deck13
System: PC
Art: Adventure
Schwierigkeitsgrad: Anfänger
USK: 12

In abgewandelter Form erstmals erschienen in: Nautilus – Abenteuer & Phantastik, www.fantasymagazin.de