[Game] 1954 ALCATRAZ

Das Adventure aus dem Hause Daedalic spielt im berühmtesten Gefängnis der USA – Alcatraz, welches in über einhundert Jahre tausende von Häftlingen beherbergte. So wird im Jahre 1954 Joe Lyons nach einer dramatischen Verfolgungsjagd durch die Straßen von San Francisco von der Polizei gestellt. Wegen eines schweren Raubüberfalls auf einen gepanzerten Geldtransporter steht er vor Gericht. Obwohl die Beute verschwunden bleibt, sprechen die Indizien gegen ihn und der Richter verurteilt ihn zu vierzig Jahren Aufenthalt in Alcatraz. Dies ist ein Ort, an dem nicht nur korrupte Wächter arbeiten, sondern auch eine große Anzahl von menschlichem Abschaum versammelt ist. Mörder, Diebe und Halsabschneider leben Zelle an Zelle mit Joe und um sich mit ihnen zu arrangieren, muss er steht’s Geld oder irgendetwas zum tauschen parat zu haben.

Fazit:
Der Spieler beginnt in Joe’s Zelle, wo er sich erst einmal ein paar seiner Lebensversicherungen, darunter ein selbstgebautes Messer und Geld zusammensammeln muss, bevor es zum Morgenappell und dem Frühstück geht. Sogleich versucht Joe mit dem alten Hank ins Gespräch zu kommen. Hank ist seit Ewigkeiten in Alcatraz und scheint mittlerweile dort zum Inventar zu gehören. Jedenfalls kennt er das Gefängnis in und auswendig. Dies ist gut für Joe, der keine Lust hat vierzig Jahre an diesem Ort zu verbringen. Schließlich ist er noch jung und seine hübsche Frau Christine soll ihr Leben nicht alleine verbringen. Kurzum eine Flucht muss her, was bedeutet Ideen und Möglichkeiten ausfindig zu machen. Doch ebenso wichtig ist Hilfe von außen. Mit etwas Geschick überredet Joe den Psychopaten Gas Pipe den Wächter bei der Besuchszeit abzulenken, damit er mit Christine ungestört reden kann. Dort nutzt er die Gelegenheit einige Ideen mit ihr durchzuspielen. Christine hat aber auch ihre eigenen Sorgen von dem sie ihrem Mann nichts erzählt, denn der Nachtclubbesitzer Mickey setzt sie unter Druck, da er wegen Mafiaschulden scharf auf Joe’s Beute ist. Weshalb sie nun in San Francisco danach suchen muss.
Diese frische Geschichte für Adventures, die an Filme wie Der Gefangene von Alcatraz, Murder in the First und Flucht von Alcatraz erinnert, hat sich Enwickler Gene Mocsy und die Adventure-Schmiede Daedalic angenommen. Der Amerikaner Mocsy war vorher intensiv am Adventure Ghost Pirates of Vooju Island beteiligt und hat seine dortigen 3D Kenntnisse mit eingebracht. Für Daedalic war gerade dies neben der Story ein Anreiz, da sie selbst für ihre The Whisperd World Fortsetzung in diese Richtung gehen wollten.
Im Gesamten entstand so eine Mischung aus gezeichneten Hintergründen und dreidimensionalen Charakteren. Während aber die Hindergründe detailliert und sehr hübsch aussehen, weisen die 3D Figuren Schwächen auf. So werden bei größeren Ansichten schnell matschige Texturen sichtbar. Ebenso wirken die Animationen teils holprig und hölzern. Technisch treten auch Probleme auf, die eher auf der Unity Engine beruhen. Dazu zählen längere Ladezeiten, ein hakeliger Mousezeiger und besonders in den Menüs bemerkbar, nicht immer reagieren die Buttons aufs anklicken. Davon ungeachtet beeindruckt das Spiel durch sein ungewöhnliches Szenario, welcher der Spieler aus den Augen von Joe und Christine verfolgt. Jederzeit kann zwischen den Figuren gewechselt werden, was das Gefühl einer Kooperation verleiht, da Beide aufs gleiche Ziel hinarbeiten. Ebenso ergeben sich unterschiedliche Spielmöglichkeiten, die zu verschiedenen Enden hinführen. Zum Beispiel kann Joe sterben, wenn er sein Messer gegen einen Mitgefangenen beim Essen richtet. Nach einer kurzen Endsequenz wird aber das Spiel vor diese Entscheidung zurückgesetzt, um es dem Spieler leichter zu machen. Dies reizt zum ausprobieren an. Neben zahlreichen Gesprächen, die nicht nur die Geschichte erzählen und verschiedene Situation ermöglichen, sind geschickte Dialoge Rätsel für sich. Wer richtig klickt, erfährt mehr und kommt weiter. Natürlich gibt es ebenfalls die normalen Kombinationsrätsel, die aber leider sehr vereinfacht präsentiert werden. Gleich beim ersten Screen muss Joe sein selbstgebautes Messer und Medikamente in seiner Zelle aus Verstecken holen. Doch anstatt alle möglichen Orte mit dem ‚Auge’-Symbol zu untersuchen, um die Verstecke zu finden, braucht der Spieler lediglich den Zeiger drüberführen und die Info verrät es, z.B. „Gitter und verstecktes Messer“. Kurz, echte Kopfnussrätsel fehlen.
Interessant war für mich gut ein Jahr vor Release in eine Preversion reinzuspielen, bei der die Rätsel noch schwieriger waren, es mehr Dialog Möglichkeiten gab und an einigen Stellen Zwischensequenzen liefen, die nun fehlen. Aber so sind halt Spieleentwicklungen. Zum Ende hin unterstützten dann die Gamedesigner Kevin Mentz (Memoria) und Matthias Kempke (The Night of the Rabbit) das Projekt.
Herausgekommen ist zwar kein Meilenstein des Adventure-Genre, auch wenn durch das frische Szenario und den zahlreichen nicht genutzten Möglichkeiten das Potenzial da gewesen wäre. Es ist dem Spiel, der Wille schnell fertig zu werden, leider anzumerken. Aber es gibt neben der wirklichen spannenden und überraschenden Geschichte, auch begeisternde Elemente, wie die großartige jazzige Musik von Petro Macedo Comacho (A Vampyre Story) und die sehr gelungene deutsche Vertonung. Alles in allem wird gute Unterhaltung geboten, weshalb 1954 Alcatraz für Aventure Freunde in einem Blick wert sein sollte.

Daten:
Label: Daedalic
System: PC, Mac
Art: Adventure
Schwierigkeitsgrad: Mittel
USK: 12