[Film] HITCHCOCK

Alfred Hitchcock gilt bis heute als ‘Master of Suspence’ und Wegbreiter für berühmte Regisseure, wie Steven Spielberg, Brian De Palma und viele weitere. Bis zum Jahre 1959 hatte Hitchcock bereits eine große Reihe sehr erfolgreicher Filme und die Fernsehserie ‘Alfred Hitchcock Presents’ vorzuweisen. Auch seine letzten Beiden Filme ‘Vertigo – Aus dem Reich der Toten’ und ‘Der unsichtbare Dritte’ waren Kassenhits. Nun steckt der erfolgreiche Regisseur in einer Krise, sein Studio will, das er sich immer weiter entwickelt, doch momentan weiß er nicht wie. Ihm fehlt der Antrieb und irgendwie die richtige Geschichte. Ein Zufall führt ihn zum Roman des bisher nur durch Trivialliteratur bekannten Autors Robert Bloch. Von den Taten des realen Serienkillers Ed Gein inspiriert schrieb dieser ein Buch namens: PSYCHO.
Hitchcock will PSYCHO verfilmen und das, gegen den Willen des Studios. Da dieses den Roman für zu vulgär, brutal und unverfilmbar hält, er soll stattdessen etwas Ähnliches machen, wie die derzeit erfolgreichen Jerry Lewis / Dean Martin Filme. Doch der starrköpfige Regisseur weigert sich und beschließt zusammen mit seiner Frau Alma den Film selbst zu produzieren. Für die zu besetzenden Rollen greift er auf bisher unbekannte Darsteller wie Anthony Perkins und die blonde Janet Leigh, sowie aufs Stars, die noch unter ihm einen Film laut Vertrag drehen müssen wie Vera Miles, zurück. Der Dreh des Film wird für Hitchcock ein nervenaufreibendes Abenteuer. Zumal sitzen ihm die Zensurbehörde, aber auch das Studio im Nacken. Dann zu allem Überfluss glaubt er, dass Alma mit dem Drehbuchautoren Whitfield Cook eine Affaire hat. Wird PSYCHO sein ersehnter Erfolg oder der Nagel zu seinem Sarg, selbst Hitchcock zweifelt an sich selbst.

Fazit:
HITCHCOCK ist eine grandiose Biographieverfilmung auf der Basis einer Dokumentation. Es werden die zahlreichen Probleme Alfred Hitchcocks während der Dreharbeiten zum Film PSYCHO erzählt, aber auch die vielen Legenden. So soll Hitchcock in ganz Amerika den Roman aufgekauft haben, damit niemand die Geschichte erfährt, was aber gleichzeitig das Interesse der Journalisten weckte. Von der heutigen Zeit aus betrachtet, ist PSYCHO ein Meilenstein des Regisseurs, aber auch der Filmgeschichte. Er war wegweisend für künftige Regisseure und des amerikanischen Kinos. So war es bis dato üblich in den Kinos Filme zu sehen, wann man wollte, weil sie immer hintereinander gezeigt wurden. Man kam zur Mitte hin und blieb bis zur Mitte der nächsten Vorführung. Hitchcock verbot es, ließ sogar Wächter vor die Tür stellen, damit niemand in den laufenden Film hineinkam. So waren die Zuschauer erstmals gezwungen, einen Film von Anfang bis Ende anzuschauen.
Regisseur Sacha Gervasi war bisher nur durch Dokumentationen bekannt und schafft es hier auf beeindruckende Weise, diese Erzählart in einen lustigen, interessanten und emotionalen Spielfilm zu verpacken. „Für mich stand im Mittelpunkt von HITCHCOCK immer die Liebesgeschichte zwischen Alfred und Alma“, betont Gervasi. „Ihre dynamische, komplexe, widersprüchliche, wunderschöne und auch schmerzliche Beziehung war nicht nur auf die gemeinsame Ehe beschränkt, sondern bestimmte auch die wirklich kreative Zusammenarbeit. Mich interessierte sehr, wie diese beiden willensstarken Menschen miteinander lebten und arbeiteten – und dieser Aspekt ermöglichte eine ganz neue Sicht auf die Produktion von PSYCHO. Ohne Alma an seiner Seite wäre Hitchcock nicht so brillant gewesen, er hätte PSYCHO nie stemmen und realisieren können.“
Besonders glaubhaft wird der Film durch die Riege erfahrener Schauspieler. Gerade Anthony Hopkins und Helen Mirren schaffen es ihre Rollen mit Leidenschaft und Liebe zu füllen, wobei sie die besonderen Eigenheiten des ungleichen Ehepaars Alfred Hitchcock und Alma Reville herauskristallisieren. Anthony Hopkins zeigte von sich aus sehr früh Interesse an diesem Projekt. „Obwohl Anthony eigentlich sehr dünn und gut in Form ist, wussten wir, dass er diese Rolle ausfüllen und seiner Darstellung emotionale Tiefe verleihen konnte“, erläutert Produzent Ivan Reitman. „Er hat einfach das richtige Gespür dafür, wie Hitchcock Humor und Witz als Waffe einsetzte. Und als wir ihn später gemeinsam mit Helen Szenen aus dem Drehbuch vorsprechen sahen, interagierten beide mit genau der Spannung und den kleinen intimen Nuancen, die man von einem seit 60 Jahren verheirateten Paar kennt. Man konnte diese Emotionen spüren und mitfühlen, und das vergrößerte noch unser Vertrauen in diesen Film.“
„Hitchcock hat mich schon immer fasziniert“, gibt Anthony Hopkins zu. „An einem Theater in Manchester stand ich 1960 erstmals auf der Bühne, es war mein erstes Engagement als Schauspieler. Ich erinnere mich daran, wie ich im Oktober 1960 an einem Samstagabend ins Kino ging und mir PSYCHO ansah. Nichts hat mir in meinem Leben eine solche Angst eingejagt wie dieser Film. Für mich war das damals der vielleicht größte Film, den ich je gesehen hatte. PSYCHO und DAS FENSTER ZUM HOF sind meine absoluten Lieblingsfilme.“
Eindrucksvoll sticht auch James D’Arcy heraus, dem es gelingt die besondere Gestik und Mimik von Anthony Perkins perfekt wiederzuspiegeln. „Ich bin mit D’Arcy schon seit Jahren befreundet, aber es war mir nicht in den Sinn gekommen, dass er rein äußerlich eigentlich schon perfekt für diese Rolle sein könnte“, erinnert sich Gervasi. „Er fragte mich ‚Du drehst doch diesen Hitchcock-Film, wäre das nichts für mich?’ Schließlich sprach er vor und war einfach umwerfend.“ Dem kann die Ausführende Produzentin Ali Bell nur zustimmen: „Wir waren alle hingerissen, als er sich vorstellte. Er hat diese unbeholfene, scheue Art von Anthony Perkins perfekt vermittelt und zeigte uns Facetten an dieser Figur, an die wir noch nicht einmal gedacht hatten.“
Die Blu-ray hat ein scharfes, detailreiches Bild mit passenden Schwarzwerten, sowie läuft wunderbar flüssig. Dazu gesellt sich ein entsprechend ausgesteuerter Ton, der die Szenen räumlich erschafft. Erfreulich ist ebenfalls das interessante, umfangreiche Bonusmaterial über die Produktion.
Der Film HITCHCOCK stimmt von Beginn an und weiß zu verstehen, Hitchcocks einzigartigen schwarzen Humor aufzuweisen. Doch auch dessen Gefühlswelt, die der Regisseur abgesehen von Alma vor jedem verschlossen hielt. HITCHCOCK ist ein Film den Filmliebhaber mögen werden. Es ist kein Popcorn-Movie, sondern eine spannend erzählte lebendige Geschichtsstunde des Films.

Daten:
Label: Fox Searchlight Pictures
Regie: Sacha Gervasi
Kamera: Jeff Cronenweth, ASC – Musik: Danny Elfman
Darsteller: Anthony Hobkins, Helen Mirren, Scarlett Johansson
Länge: 98 Min. / Jahr: 2012
Format: 16:9 – 2.40:1
Ton: Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD MA 5.1
Extras: Entfallene Szenen, Making Of, Filmmusik, Dokumentationen, Trailer