In einer fernen Zukunft ist der Mars besiedelt und mit einer Atmosphäre ausgestattet. Leider machen Verbrechen auch in der Zukunft keinen Halt. Dies muss der frisch eingetroffene Polizist Ross Sylibus bereits am Raumflughafen feststellen. Ein Mörder hat eine mit an Bord gewesene Country Sängerin ermordet und wird sogleich von der sehr süssen und freizügig sexy Polizistin Naomi Armitage gestellt. Leider gelingt dem Täter die Flucht und Ross muss feststellen, die Sängerin war in Wahrheit ein hochmoderner Android. So einen Einstand hatte sich Ross nicht vorgestellt, vor allem nachdem ihm Armitage als Partner zur Seite gestellt wird. Auf der Suche nach dem Täter, der scheinbar nur sehr vermenschlichte Androiden tötet, holt ihn seine Vergangenheit ein, wo ein Roboter ihm einen geliebten Menschen genommen hat. Als er dann herausfindet, das Armitage selbst ein vollkommen künstlicher Mensch ist, der eigene Gefühle hat, Entscheidungen trifft und mitdenkt, hat er es zunächst schwer seine Abneigung zu verbergen. Seltsamerweise vertraut er Armitage. Sie selbst aber benötigt Abstand und so ermitteln Beide jeweils auf die eigene Art weiter. Da tauchen neue Leichen von weiblichen Androiden auf und Ross fragt sich, warum jemand so perfekte Androiden baut, sowie warum jemand diese unweigerlich ermorden will?
DUAL-MATRIX
Die Vernichtung von Third Roboter Projekten auf dem Mars wurden vom Militär nach Jahren der Ruhe weitergeführt. Armitage und Ross leben inzwischen unter neuer, geheimer Identität auf der Erde und haben die gemeinsame Tochter Yoko. Als Armitage von der Zerstörung eines der Labore hört, kommt es ihr ganz gelegen, dass der militärische Befehlshaber jenes Angriffs ein Fernsehinterview gibt. Nach dem Verlassen des Senders will sie ihn zur Rede stellen, doch gerät in einen Hinterhalt. Zur gleichen Zeit wird eine negative Stimmung gegen Roboter gemacht und ihnen Schuld an zahlreichen Verbrechen gegeben. Armitage reist auf den Mars, um mehr über sich selbst herauszufinden. Sie gerät an einen skrupellosen Geschäftsmann, der unbedingt sie gefangen nehmen will. Ross soll inzwischen für die Unabhängigkeit der Roboter auf dem Mars stimmen, wird aber bedroht, nicht dafür zu stimmen. Daraus schlussfolgert Armitage eine große Verschwörung im Hintergrund, eine die nicht einmal Halt vor ihrem großen Schatz, ihrer Familie und Yoko, macht.
Fazit:
Eine langsame Irrfahrt in die dystopische Welt der Science Fiction, die sich fragt, ob künstlich geschaffene Menschen auch leben, selbst etwas schaffen können und überhaupt eine Daseinsberechtigung haben. Die futuristische Welt hat etwas bedrückendes, moderne Technik ist überall und beeinflusst das tägliche Leben. Dank durchdachter Erzähltechnik entwickelt sich die Handlung auf mehreren Ebenen, so gibt es den offensichtlichen Teil, in dem Ross und Armitage den Androidenmörder jagen. Eine im Hintergrund, die alles zusammenfasst und subtil das tägliche Leben betrachtet, sowie die philosophische Ebene. Wer sind wir, woher kommen wir und was bedeutet es etwas zu erschaffen? Die meisten getöteten Androiden haben selbst etwas erschaffen … Musik, Romane und Gemälde. Da sie aber gebaut sind, können sie selbst etwas schaffen? Es geht um die göttliche Frage, gibt es einen Schöpfer. Trotz dieser besonderen Betrachtung, driftet die Handlung nicht zu tief da hinein, steht’s bleibt alles unterhaltend, leicht humorvoll und dramatisch. Action in Form von Schießereien und Verfolgungen sind gezielt eingesetzt.
Selbst Ross Sylibus und Armitage entsprechen ihren Charakterzügen. Ross ist zugeknöpft, bis zum Hals gekleidet, verschlossen, Mann der wenigen Worte und zum Teil voreingenommen. Armitage dagegen ist freizügig gekleidet und redet was ihr gerade in den Sinn kommt, ist tolerant, mutig und versteckt sich nicht.
ARMITAGE III OVA und POLY-MATRIX entstanden um das Jahr 1994, was sich insbesondere im damals modernen Zeichenstiel widerspiegelt. Dazu ist alles komplett Handgezeichnet und über Folientechnik entstanden. Der Anime kann sich seiner Inspiration von Masamune Shiro’s ‘Ghost in the Shell‘ nicht verwehren, obwohl dessen erster Anime im gleichen Zeitraum erschien. Ebenso zitiert wird auch Ridley Scott’s ‘Blade Runner‘. Dies zeigt sich durch die Megastadt und seine futuristische Atmosphäre. Die Mech Designs sind stimmig und pragmatisch. Visuell wird zwar nicht experimentiert, aber dafür die Szenen passend mit Symbolik ausgeschmückt.
POLY-MATRIX ist ein aus dem OVA zusammen geschnittener Film insbesondere für den amerikanischen Markt. So fehlen logischerweise einige Szenen, aber um ihn flüssig und stimmig zu halten, wurden ungefähr sieben Minuten neue Szenen erstellt und eingefügt. So führt der Film Armitage durch einen Roboterüberfall ein und als sich Ross verletzt, wird dort intensiver darauf eingegangen. Dafür wird aber die Beziehung zwischen Armitage und Ross gekürzt. Gravierend erweist sich das veränderte Ende. So könnte im Vergleich gesagt werden, beide Werke ergänzen sich. Grund für diese Film Version mag am internationalen Erfolg des ‘Ghost in the Shell‘ Animes von Mamoru Oshii sein. Eine japanische Synchronisation gibt es hier nicht, aber es ist die Englische enthalten. Diese ist eindrucksvoll mit Elizabeth Berley als Armitage und Kiefer Sutherland als Ross besetzt. Im Deutschen ist die Synchro mit den gleichen Sprechern wie im OVA. Ein Großer Unterschied ist das Bildformat. Um einen Filmlook zu erzeugen wurden das 4:3 Bild zu einem 16:9 Breitbild umgeschnitten, was bedeutet, oben und unten wurde sichtbares Bild weggeschnitten.
DUAL-MATRIX schließt an den OVA an. Armitage und Ross haben eine gemeinsame Tochter, passend zu jenem Ende. Auch hier wird die Thematik, was Leben bedeutet aufgegriffen, auch wenn es nicht ganz so tiefschürfend, philosophisch betrachtet wird. Dazu geht es um Künstliche Intelligenz, die Vorteile und die Angst davor. Gerade in Bezug auf die Roboter gibt es Parallelen zu Isaac Asimov’s Robotergesetzen, der Wegweiser für den Einsatz von intelligenten Maschinen. Visuell hat sich die Inszenierung nun eindeutet am ‘Ghost in the Shell‘ Anime inspiriert, der in cooler Darstellung und Präsentation neue Wege ging. Natürlich hat der Film auch seinen eigenen gefunden, so zitiert er markante Szenen aus dem OVA, darunter Ross Rückkehr auf den Mars. Diesmal wird mehr auf Action und eine packende Handlung gesetzt und dies funktioniert auch wunderbar. Gerade weil Armitage Familie einbezogen wird, entstehen ebenfalls emotionale Momente.
DUAL-MATRIX ist vom Bild her die amerikanische Version, was gleich Anhand der Text Einblendungen zu sehen ist. Diesmal hat im Englischen Juliette Lewis Armitage gesprochen, während die deutschen Sprecher geblieben sind. Interessante Bemerkung, das Schriftdesign vom Film ‘Terminator‘ wurde benutzt, was gleich aufs Genre hindeuten soll. Veröffentlicht wurde DUAL-MATRIX 2002, also acht Jahre später. Zeichnerisch wurde der vorherige optische Stiel beibehalten, auch wenn bereits erste Computeranimationen eingebaut wurden. Digitale Unterstützung nahm zu jenem Zeitpunkt im Anime zu, begonnen bei Fahrzeugen und Effekten.
Aufgrund unterschiedlicher Entstehungszeiten der Filme, variiert die Bildqualität, ebenso wie das Bildformat. So ist es bei den OVA’s und DUAL-MATRIX das klassische Fernsehbild 4:3 und bei POLY-MATRIX ein 16:9 Breitbild wegen der Kinoumsetzung. Der OVA läuft vom Bild her flüssig, auch wenn es leicht matschig und farbarm ist. Gut, ab und zu finden sich Unschärfen. Im direkten Vergleich ist DUAL-MATRIX etwas klarer. Der Ton wurde gut abgemischt, wenn auch Soundeffekt gerne voluminöser hatten klinken können.
OVA, POLY- und DUAL-MATRIX waren bereits beim Label SPVision veröffentlicht. In jener Veröffentlichung hatte DUAL-MATRIX zahlreiche Specials im Angebot, ein ausführliches Making Of, eine Musik Audiospur, der Trailer und eine Artwork Galerie. Davon ist in dieser nur das Making Of verblieben. Die Synchronisation ist gelungen und wurde mit bekannten und erfahrenen Sprechern besetzt, darunter die leider inzwischen verstorbene Veronika Neugebauer (Ash Ketchum in Pokemon, Neve Campbell) und Benjamin Völz, deutsche Stimme von Keanu Reeves, Charlie Sheen und David Duchovny. Sie wissen passend zu übertreiben, um Humor und Ironie zu erfassen, aber auch entsprechend ernst zu bleiben. Wirklich hübsch anzusehen ist die gut gemachte Pappbox mit ihren coolen Artworks. Als Bonus liegt ein Cover Sticker und Booklet bei. Darin finden sich ein bebildeter Charakterüberblick und eine Übersicht der Beziehungen unter den Figuren.
Natürlich haben die ARMITAGE III Filme einen aus heutiger Sicht gesehenen Retrolook, was aber heute ihnen Charme verleiht. Die eigentlichen zwei Geschichten ergänzen sich wunderbar, da sie sich in den richtigen Gesichtspunkten weiter erzählen. Gerade OVA und POLY-MATRIX betrachten das futuristische Leben mit dem Einfluss der künstlichen Intelligenz durch Androiden weit philosophischer. Alles ist verpackt in eine spannende Thrillerhandlung um einen Mord und eine Verschwörung, vermischt mit coolen Actionmomenten durch sympathische Charaktere. ARMITAGE III bedeutet packende Science Fiction in dystopischer Atmosphäre.
Daten:
Label: nipponart
Länge: 315 Min. / Format: OVA, Dual-Matrix 4:3, Poly-Matrix 16:9
Ton: Deutsch, Englisch, Japan Dolby Digital 5.1
Extras: Making Of, Sticker, Booklet
Cover, Bildmaterial: © AIC/NBCUniversal Entertainment
OVA
POLY-MATRIX
DUAL-MATRIX
