[Artikel] STAR WARS – EINE NEUE HOFFNUNG FÜR DAS ERWACHEN DER MACHT

75338_sw7_Hauptplakat_A1_02_rz.indd„Es war einmal in einer weit, weit entfernten Galaxis…“ – so fing alles im Jahre 1977 nach der berühmten 20th Century Fox Fanfare von Komponist Alfred Newman auf der Kinoleinwand an. George Lucas hatte diese ungewöhnliche Space Opera im Kopf, an die damals kaum ein Filmstudio glaubte. Kein Wunder, so galten diese Geschichten als Pulp, in Deutschland mit dem Ruf der Groschenhefte vergleichbar. Lediglich 20th Century Fox ließ sich überzeugen, was den Artworks vom Künstler Ralph McQuarrie zu verdanken war, der Darth Vader, den X-Wing und die optische Ausrichtung maßgeblich entwarf. Um den Film für heutige Verhältnisse geringes Budget umzusetzen, musste Lucas vorerst auf die Filmrechte verzichten. Nur für Merchandise behielt er sie, was ein genialer Schachzug wurde, da er mit Actionfiguren, bedruckter Kleidung und Gimmicks ein beachtliches Vermögen verdiente und so ein Mitspracherecht an Star Wars behielt. Bei der filmischen Umsetzung baute er besonders auf seine Freunde von der Filmuniversität, die Spaß daran hatten Raumschiffmodelle zu entwerfen und neue Trickfilmtechniken auszuprobieren. Einige waren bereits bei seinem Science Fiction Werk THX-1138 und American Graffiti dabei. So auch Darsteller Harrison Ford, welcher nicht die erste Wahl für Han Solo war und nur am Casting teilnahm, weil er gerade als Tischler in Lucas Büro werkelte. Dazu gesellten sich eine Reihe junger, unbekannter Darsteller und britische Akteure, darunter Peter Cushing und Oscar Preisträger Sir Alec Guinness. Keiner von ihnen konnte zunächst erfassen, was sie da für ein seltsames Weltraummärchen drehten, bis sie den fertigen Film untermalt von John Williams legendären, musikalischen Themen sahen und die Reaktion der Zuschauer erlebten. Star Wars wurde in kürzester Zeit zum Blockbuster und entwickelte einen ungeahnten Hype, der selbst nach über 38 Jahren nicht aufzuhalten ist.

DIE ANFÄNGE

star_wars-0001Dabei brauchte Lucas Jahre die bekannte Geschichte zu entwickeln. Ein erster Arbeitstitel lautete The Story of Mace Windu, der dann von Adventures of the Starkiller abgelöst wurde. Zuerst handelte es vom Weltraumritter Mace Windu und seinen beiden Zwillingskindern, die von einem dunklen Ordensritter verfolgt wurden. Es gab schon religiöse und spiritistische Elemente, aus denen sich die Jedi entwickelten, weiter wurden zahlreiche Ideen daraus aufgegriffen. Bereits früh verkündete Lucas eine umfangreiche Geschichte entworfen zu haben, die neun Teile umfassen sollte und er lediglich den Mittelteil verfilmte. So entstanden erste Gerüchte, wie auch Obi-Wans Beteiligung an den Klonkriegen, was jahrzehntelang unter den Fans heiß diskutiert wurde. Wäre Star Wars übrigens nur ein geringer Erfolg beschert gewesen, hätte Lucas einen Fernsehfilm in der Hinterhand gehabt. Aus diesem Konzept hatte der Autor Alan Dean Foster mit Die neuen Abenteuer des Luke Skywalker (In Deutsch im Blanvalet Verlag erschienen.) den ersten Star Wars Roman verfasst. Das es mit der Saga wirklich weiterging lag an George Lucas, welcher steht’s an anderen Projekten, darunter die Indiana Jones Filme, die Special Effects Schmiede ILM (Industrial Light & Magic) und seinem Tonsystem THX beteiligt war.
Obwohl die Fans nach mehr Star Wars wahrlich schrien, gab es abgesehen von wenigen Büchern und einer Marvel Comicreihe nichts. Doch dann erschien 1991 mit Erben des Imperiums von Autor Timothy Zahn die offizielle Fortsetzungstrilogie als Roman und bescherte Star Wars einen Erfolgsschub, der mit dem von 1977 vergleichbar war (In Deutsch im Heyne Verlag erschienen.). Als Folge wurde das Universum mit unzähligen Romanen, Comics, Pen & Paper Rollenspielen und Computergames erweitert. Lucas schuf extra dafür eine Abteilung bei seiner Firma Lucasfilm, die dafür sorgte, dass alles zueinander passte und sich ergänzte.

DIE WIEDERAUFFÜHRUNG

star_wars_zahn-0004Letztlich ermutigte ihn dies die bekannten Filme im Jahre 1997 wieder ins Kino zu bringen und mit der modernen Computertechnik auszubessern, zu erweitern und nach seinen Worten, in jener Art zu veröffentlichen, wie er es schon zu Beginn gerne getan hätte, aber die Möglichkeiten nicht hatte. Weiter schaffte er es von 20th Century Fox die Filmrechte zurückzukaufen, die dann nur noch den Vertrieb übernahmen. Im Rahmen dieser Special Edition erhielt der erste Film seinen Untertitel Episode IV: Eine neue Hoffnung. Dabei kündigte er endlich an die Vorgeschichte um Darth Vader und die Klonkriege als neue Prequel Filmtrilogie zu erzählen. Zwei Jahre später war es dann soweit. 1999 erschien Episode I: Die dunkle Bedrohung. Es folgten im drei Jahres Abstand mit Angriff der Klonkrieger und Die Rache der Sith zwei weitere Episoden. Trotz eines großen Erfolges spaltete diese Trilogie die Fans, zum einen weil es leider einige Widersprüche zu den ersten Filmen gab und weil über die lange Zeit Erwartungen geschürt wurden, die schwer zu erfüllen waren. Unabhängig davon hielt der Erfolg bei, ob nun in den DVD und Blu-ray Veröffentlichungen oder im Merchandise Bereich, der jährlich Milliarden umsetzt.

EIN NEUER ANFANG

Erneut wurde eine dritte Filmtrilogie mit den Episoden VII bis IX ins Gespräch gebracht, doch George Lucas hielt sich bedeckt und zeigte auf eine Art kein Interesse daran. Abgesehen von der animierten Fernsehserie The Clone Wars und dem im Kino ausgekoppelten Pilotfilm folgte nichts. Mehrere Realserien wurden zwar entworfen und angekündigt, aber nichts umgesetzt. Im Jahr 2012 dann der Schock mit dem zunächst niemand wusste, wie er damit umgehen sollte. George Lucas verkaufte seine Firma Lucasfilm und damit die kompletten Rechte an Star Wars an die Walt Disney Company für vier Milliarden Dollar. Die Fans fragten sich natürlich, was Disney nun plante und ob es gut gehen könnte, wenn der geistige Vater George Lucas nicht mehr beteiligt war. Der positive Aufschrei, als kurze Zeit darauf die langersehnte Fortsetzung angekündigt wurde, war gewaltig. Wilde Spekulationen worum es sich drehen könnte, welche Ideen aus den nachfolgenden Büchern eingebunden und ob die alte Darstellerriege Harrison Ford, Mark Hamill und Carrie Fisher wieder beteiligt sein würden, entwickelten sich.
star_wars-0002Disney hielt sich mit Details bedeckt, aber präsentierte mit dem kreativen Regisseur J.J. Abrams, der den Star Trek Reboot einleitete und die Erfolgsserien Alias, Lost und Fringe entwickelte, ein Multitalent, welcher die Zepter in die Hand nehmen sollte. In diesem Zusammenhang hatte SHORTREVIEW Redakteur Sascha Leupold die Möglichkeit im Rahmen eines Interviews mit Abrams Partner und Mitproduzent Bryan Burk darüber zu sprechen. Dies war gut ein Jahr vorm Star Wars Drehstart. „Wir sind noch ganz am Anfang der Vorbereitungen. Zurzeit haben wir viele Treffen, Unterhaltungen und Gedankenspiele. Wir stecken aber gerade ab, was wir alles machen können. Ob nun die alten Darsteller dabei sind, ist viel, viel zu früh zum bejahen, denn wir wissen es noch nicht. Es wäre schön, doch zunächst treffen wir uns mit ihnen und hören, was sie dazu denken und ob sie überhaupt Interesse haben. Wir erarbeiten derzeit das Drehbuch, spielen mit Storyideen und diskutieren mit dem Studio und George Lucas.“ In wieweit die durch Bücher und Comics ergänzten Handlungen nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter Beachtung fanden, sagte er: „Das Star Wars Universum ist schon beachtlich. Und ich weiß, dass sich viele wünschen, wir würden diese Ideen aufgreifen, aber da gibt es Probleme. Wir könnten den Zuschauer nicht mehr wirklich überraschen. Dazu engt es unsere Kreativität ein. So wie es scheint, werden wir einen alternativen Weg gehen.“ Dies bestätigte Disney Anfang 2015 mit der Ankündigung, alle Geschichtenwerke nach Die Rückkehr der Jedi-Ritter und unter dem alten Lucasfilm als Star Wars Legacy Universum zu bezeichnen. Was nun unter ihnen veröffentlicht wird und mit Episode VII einher gehen wird, ist das neue und alternative Star Wars Expanded Universum. Erste Bücher und Comics beinhalteten eine unabhängige Vorgeschichte mit den Figuren, die im ersten Trailer von ‚Das Erwachen der Macht’ zu sehen waren.
Doch zurück zu J.J. Abrams. Übrigens im Rahmen der Regisseursuche wurde mit David Fincher (Lost Girl), Brad Bird (A World Beyond) und Guillermo del Toro (Crimson Peak) gesprochen, die alle wegen anderen Projekten ablehnten. An Abrams Seite stellte das Studio die erfahrenen Produzenten Lawrence Kasdan, Kathleen Kennedy und Simon Kinberg, welche bereits in der Vergangenheit mit Lucas gearbeitet hatten. Kasdan, der bereits die Bücher zu Das Imperium schlägt zurück und Die Rückkehr der Jedi-Ritter mitverfasste, zeigt sich auch diesmal für das finale Skript verantwortlich. Er hat auf ein frühes Werk vom Autor Michael Arndt (Oblivion) aufgebaut, sowie Ideen und Vorstellungen Abrams einfließen lassen.
Das Ergebnis war spektakulär, ob die Raumschiffkämpfe zwischen X-Wings und Tie-Fighter oder die Laserschwertduelle. Schon die ersten Bilder beeindruckten mit den wunderbaren Kulissen und beliebten Raumschiffen. Natürlich wurden die bekannten Designs erweitert, denn in den 30 Jahren ist die Technik vorangeschritten. Abrams versucht eine neue Geschichte auf den beliebten und bekannten Elementen aufzubauen. Auch wenn der Anfang der Handlung von jemanden, der auf einem Wüstenplaneten landet, dort Hilfe findet und schließlich den Weg zu den Rebellen nimmt, ähnlich wie in Eine neue Hoffnung klingt, ist dies durchaus als Hommage gewollt. Aber bei diesem Grundkonstrukt bleibt es in dieser Richtung auch. Die Star Wars Welt wird erneut mit interessanten und vielschichtigen Charakteren ausgestattet, der Hintergründe und Motive sich bis über die nächsten zwei Episoden hinausziehen werden. Für die Umsetzung, die viele großartige Special Effects aufweist, setzt Abrams aber zentral auf echte Kulissen und u.a. Monsterkostüme. Ihm war wichtig, dass sich die Schauspieler wirklich in dieses andere Universum hineinversetzt fühlen, was sich letztlich auf den Zuschauer überträgt.
star_wars-0003Als bekannt wurde das Harrison Ford, Carrie Fisher, Mark Hamill, Anthony Daniels, Peter Mayhew und Kenny Baker wieder ihre Figuren Han Solo, Leia Organa, Luke Skywalker, C-3PO, Chewbacca und R2-D2 verkörpern, war die Freude groß. Sie sollen verstärkt die neuen Charaktere unterstützen und somit die Fackel weiterreichen.
Die Zukunft von Star Wars beinhaltet die im jährlichen Abstand folgenden Episoden VIII und IX mit einem übergreifenden Handlungsbogen, so dass eine neue Trilogie entsteht. Schluss wird nicht sein, Disney plant weitere Episoden und wird sicherlich zum Ende von Episode IX entsprechende Handlungselemente dafür vorbereiten. Den übergreifenden Handlungsbogen haben Lawrence Kasdan und J.J. Abrams entworfen und sollen die weiteren Filme betreuen. Regie wird Abrams aber nicht übernehmen, so bereitet gerade Looper Regisseur Rian Johnson Episode VIII vor, dessen Drehstart im Februar 2016 begann. Für Episode IX wurde Jurassic World Regisseur Colin Trevorrow verpflichtet.

DIE ZUKUNFT

Damit aber nicht genug, Disney plant mehrere Fernsehserien sowohl für Kinder als auch Erwachsene, darunter die bereits gestartete Serie Rebels, welche zwischen den ersten beiden Trilogien spielt. Ebenso wird es zusätzliche Kinofilme geben, die neben der Hauptreihe spielen. Den Anfang dieser Anthology Reihe macht Rogue One: A Star Wars Story. Die Handlung spielt vor Eine neue Hoffnung und erzählt von einer mutigen Pilotentruppe, denen der Diebstahl der Pläne des ersten Todessterns gelingt. In einem ersten Teaser-Trailer fliegt ein X-Wing über einen bewaldeten Planeten an dessen Himmel der fertige Todesstern zu sehen ist. Godzilla Regisseur Gareth Edwards inszeniert den Film nach dem Drehbuch von Chris Weitz (Der goldene Kompass), John Knoll und Gary Whitta. Im Dezember 2016 wird er in die Kinos kommen. Im zwei Jahres Rhythmus sollen weitere Anthology Filme folgen. Ob nun in dieser Reihe, als weiterer Spin-Off Kinofilm oder vielleicht auch als Fernsehserie, soll eine Handlung um den jungen Han Solo und seine Freundschaft mit Chewbacca erzählt werden. Diese ist aber bisher nur in einer frühen Planungsphase.
Was auch immer mit Star Wars geschieht, es wird nicht langweilig und der Zuschauer wird in den nächsten Jahren viel geboten bekommen. Den Anfang macht nun Das Erwachen der Macht, wo die beliebte Generation auf eine Neue trifft und ein neues Kapitel einer Saga in einer weit, weit entfernten Galaxis erzählt wird.

Artikel in abgewandelter Form erstmals erschienen im Magazin: Nautilus – Abenteuer & Phantastik, www.fantasymagazin.de