[Film] TIM UND STRUPPI – DAS GEHEIMNIS UM DAS GOLDENE VLIES

Kapitän Haddock erhält ein Schreiben zum den Tod seines alten Freundes Temistocle Paparanoic, der ihm sein altes Schiff „Goldenes Vlies“ vermacht. Von Schloss Mühlenhof reist Haddock mit den Freunden Tim und Struppi in die Türkei, wo das Erbe vor Anker liegt. Enttäuscht muss er feststellen, dass das Schiff ein heruntergekommener schrottreifer kleiner Frachter ist, der seine besten Zeiten längst hinter sich hat. Doch kaum angekommen bietet ein geheimnisvoller Geschäftsmann dem Kapitän ein Vermögen für den alten Frachter. Tim ist skeptisch und forscht über Paparanoics Vergangenheit nach. Er entdeckt, dass dieser für eine kurze Zeit zur Regierung von Tétaragua (einem fiktiven Land in Südamerika) gehörte und anschließend mit dem Staatsschatz geflohen ist. Tim und Haddock machen sich auf die Schatzsuche und verfolgen Spuren von der Türkei bis nach Griechenland. Doch skrupellose Verbrecher hängen den Freunden im Nacken und wollen das versteckte Gold zuerst in die Finger bekommen.

Fazit:
Tim und Struppi nicht auf Papier in klaren schwarzen Linien, sondern aus Fleisch und Blut auf der Leinwand zu sehen, war schon immer der Wunsch von George Remis, alias Hergé. In Jean-Pierre Talbot sah er seinen Tim und stand deshalb voll hinter der Produktion. Auch wenn Das Geheimnis des Goldenen Vlies nicht auf einem Comicband basierte, bereicherte er das Drehbuch mit Ideen und sogar Konzeptzeichnungen, so existiert in Form eines Comicstrips die finale Hubschrauberkampfszene. Dazu reicherten die Drehbuchautoren André Barret und Rémo Forlani die abenteuerliche Geschichte mit zahlreichen Anekdoten aus den Comics an, wie zum Beispiel das Szenario aus Reiseziel Mond in dem die Schultze in einer auffälligen Tracht versuchen unauffällig zu sein.
Insgesamt ist den Machern 1961 eine sehenswürdige abenteuerliche Real-Verfilmung geglückt. Gedreht wurde an Original-Schauplätzen in Griechenland und der Türkei, wo zahlreiche bekannte Schauplätze in Szene gesetzt wurden. Begeisternd ist der Drehort für Schloss Mühlenhof, das direkt aus dem Comic gegriffen zu sein scheint und jedem Leser ein Lächeln ins Gesicht zaubert.
Dazu kommen skurrile Figuren und die bunten Comickostüme der Hauptfiguren, welche mit viel Liebe und Hingabe umgesetzt wurden. Es ist ein Heidenspaß zu sehen, wie die guten Darsteller die gezeichneten Marotten von Haddock, Bienlein und den Schultzes lebendig werden lassen. Besonders Georges Wilson als Kapitän Haddock sticht heraus, wenn er die Figur in einer herrlichen und leicht überzogenen Art spielt, was letztlich zu Lachern führt. All das gepaart mit einer Prise Ironie und rasanten Actionszenen zu Lande, Wasser und Luft bietet der Film alles für einen gelungenen Filmabend. Sicherlich werden sich Leser von Tim und Struppi immer streiten, ob das Comic in einer Realumsetzung funktioniert, dennoch sollte jeder Fan diesen Film gesehen haben. Die Inszenierung war seiner Zeit gemäß und besitzt einen ähnlichen französischen Charme, wie die zeitgleichen Jean-Paul Belmondo Komödien.
Das Bild der DVD ist etwas grieselig, aber dank der digitalen Überarbeitung leuchten die Farben wieder. Da der Ton im Original Mono war, wurde auch die deutsche Synchronisation in Mono aufgenommen und dann in Stereo ausgesteuert. Leider war der Stil der damaligen Musik ein wenig quietschend angelegt und trügt den Hörgenuss etwas. Als Bonusmaterial gibt es nur den Trailer, was enttäuschend ist, da in anderen Hergé Dokumentationen Interviews mit den Schauspielern, sowie Hintergrundmaterial gezeigt wurden. Hier wäre mehr drin gewesen.

Daten:
Label: Tiberius Film
Regie: Jean-Jacques Vierne
Kamera: Raymond Le Moigne – Musik: André Popp
Darsteller: Jean-Pierre Talbot, Georges Wilson, Georges Loriot, Darío Moreno
Länge: 96 Min. / Jahr: 1961
Format: 16:9 – 1.77:1
Ton: Deutsch Dolby Digital 2.0 / Französisch Dolby Digital 2.0
Extras: Trailer

In abgewandelter Form erstmals erschienen in: Nautilus – Abenteuer & Phantastik, www.fantasymagazin.de