[Interview] THEO JAMES – DIVERGENT – DIE BESTIMMUNG

diverg-0006“Zu wissen was später geschieht, könnte mich hemmen.”

Der 1984 geborgene britische Theo James besitzt griechische, neuseeländische, englische und schottische Wurzeln. Nach seiner Ausbildung zum Schauspieler gab er 2010 in der britischen Fernsehserie A Passionate Woman sein Debüt. Es folgten Auftritte in Downton Abbey und Bedlam, wo er erstmals auffiel. Dies brachte ihm die Rolle des Vampirs David in Underworld: Awakening neben Kate Beckinsale ein und so die männliche Hauptrolle des Tobias ‚Four’ Eaton in DIVERGENT – DIE BESTIMMUNG.
Ich bekam die Gelegenheit mit dem sympathischen Briten über die kommende Buchverfilmung zu sprechen. Bitte beachten, in seinen Antworten fließt ein ironischer, humorvoller Ton mit, sowie das es zum Zeitpunkt kurz vor Kinostart des ersten Films geführt wurde.

SR: Wie fühlt es sich an ein künftiger Teenagerschwarm zu werden?

(lacht) Wird bestimmt seltsam sein, da ich ja kein Teenager mehr bin. Bei dieser Art Film ist es oft die Folge umschwärmt zu werden, doch momentan wissen wir nicht, wie Divergent beim Publikum ankommen wird. Wir haben schon die Geschichte darauf angelegt, ansprechend für jüngere Besucher zu sein. Aber ob ich ein Frauenliebling danach werde? Ich weiß nicht.

SR: Gibt es Gemeinsamkeiten zwischen Four und Theo James?

Als Charakter ist Four sehr komplex. Ähnlich wie er denke ich nach, bevor ich spreche, meistens jedenfalls. (lacht) Er kann sehr ruhig sein, handelt überlegt und ist scharfsinnig. Diese Eigenschaften teilen wir, ebenso wie einige negative Seiten, aber die verschweige ich lieber.

diverg-0005SR: Four spricht im Film den markanten Satz: „Jeder hat Angst vor irgendwas.“. Was fürchtest Du?

Besonders Clowns und von einem großen Weißen Hai gefressen zu werden. (lacht)

SR: Der Film zeigt viel Action. War dies eine körperliche Herausforderung?

Anstrengende Szenen sind immer eine Herausforderung und ein großer Spaß. Ich wollte aber auch, dass mein Charakter Four eine gute Kondition und bestimmte Erscheinung aufweist. Er sollte gefährlich wirken und ebenfalls muskulös. Dazu habe ich meine alten Fertigkeiten wie Boxen wieder aufgefrischt. Das Training war hart. Damit die Kämpfe besonders aussahen lernte ich einen Mix aus Muay Thai und Krav Maga.

SR: Du hast Fernsehserien und Filme gedreht. Wie unterschiedlich ist die Arbeit?

Geld macht immer den Unterschied aus. Bei Filmen fühlt es sich für mich an, als stünde mehr Zeit zur Verfügung. Das ist echter Luxus. Fernsehserien sind anders, besonders bei amerikanischen wird man für einen längeren Zeitraum verpflichtet, wodurch man die Crew sehr viel besser kennenlernt, was eine familiäre Arbeitsatmosphäre schafft.

SR: Beim anschauen des Trailers scheint der Focus auf den romantischen Teil zu liegen. Ist das wahr?

Die Romanze ist ein Schlüsselelement der Geschichte und steht selbstverständlich im Vordergrund, aber nicht nur. Wie Trailer so sind, zeigen sie oft nur gewissen Ansichten fürs Publikum. Der Blick ist zentral auf die junge Frau Tris gerichtet und ihre Erlebnisse mit der Gesellschaft. Auch der bevorstehende Krieg der Fraktionen steht im Mittelpunkt.

SR: Man spürt in den Szenen die Chemie zwischen Tris und Four.

Dies war für mich sehr wichtig und es war schön, dass ich mich mit Shai (Shailene Woodley – Tris) gut verstand. Ja, ich würde sagen unsere Chemie stimmte. (lacht) Bereits beim Casting wurde darauf geachtet, das wir harmonierten. Es ist ein Kompliment für uns, das Du es gesehen hast, denn beim drehen ist es anstrengend in den Szenen all die passenden Emotionen, diese Chemie aufzubringen, die es realistisch wirken lässt.

diverg-0002SR: In wie weit unterscheidet sich Divergent von anderen dystopischen Filmen?

Vom ästhetischen Sinne her würde ich sagen. Regisseur Neil Burger zitierte oft Blade Runner in Bezug auf die dreckige, dunkle Welt. Er wollte die Zuschauer in diese einengen, damit sie mitfühlen. Wir versuchten auch mehr den Film gleichermaßen verständlich für jüngeres und älteres Publikum zu gestalten. Es gibt nicht nur eine Zielgruppe.

SR: Bereits in einem Jahr, im März 2015, ist der zweite Teil angekündigt. Damit dieser rechtzeitig erscheinen kann, müsste man jetzt schon dran arbeiten.

Er ist in der Pre-Production, aber drehen tun wir nicht. Jetzt ist es erst einmal wichtig zu sehen, wie Divergent vom Publikum aufgenommen wird. Aber es ist Richtig, das der Plan Teil Zwei nächstes Jahr und Drei im Jahr drauf vorsieht. Um diese Termine einzuhalten, müssten wir demnächst mit dem Dreh anfangen. Wenn wir das Glück haben, das es weitergeht, werden wir wohl im Sommer mit dem Filmen beginnen. Ich würde mich sehr freuen, denn der zweite Roman Insurgent ist unheimlich gut, er ist spannend und überraschend. Mich interessiert es schon, wie sie diesen in ein Drehbuch umgewandelt haben.

SR: Wie lief die Vorbereitung auf die Rolle von Four? Hast Du den Roman gelesen und mit der Autorin Veronica Roth gesprochen?

Beides. Die ersten beiden Romane habe ich gelesen. An Teil Drei hat Veronica zu Drehbeginn noch geschrieben, aber ich denke, ich werde ihn erstmal beiseite legen. Zu wissen was später geschieht, könnte mich hemmen. Es ist manchmal einfach gut gewisse Handlungen nicht zu kennen, um überzeugter zu spielen. In der Vorbereitung habe ich mich viel mit Four beschäftigt. Die Darstellung ist eine Mischung aus den eigenen Vorstellungen und den Vorgaben, wie der Charakter sein soll; wie man ihn anlegen will. Ich habe mich mit Veronica hingesetzt und über die Geschichte gesprochen, denn man kann keine Figur spielen, die auf einem Buch basiert, wenn man das Material nicht benutzt und ehrt. Ein solcher Charakter kann aber nur lebendig wirken, indem man sich als Schauspieler dennoch nicht zu eng dran hält, sondern auch eigene Eigenschaften mit einbringt.

SR: Four gehört zur Fraktion der Ferox. Welche würdest Du wählen?

Definitiv die Ferox. Dort darf ich Alkohol trinken und hätte viele Freiheiten. (lacht) Außerdem viel Spaß.

diverg-0004SR: Wie wurdest Du Schauspieler? War es ein Kindheitsraum?

Auf eine Art. Als Kind interessierte ich mich mehr für Musik. (Anmk.: James singt, spielt Gitarre und war lange Jahre in einer Band.) Für die Schauspielerei begeisterte ich mich erst auf der Universität. Trat auf kleinen Theaterbühnen auf, machte in Komödien mit und drehte Kurzfilme. War viel Schrott darunter. Erst nach dem Abschluss überlegte ich, was ich in Zukunft machen wollte. Zuerst tendierte ich zur Musik, doch eine Exfreundin überredete mich eine Schauspielschule zu besuchen. Beim Schauspiel mag ich besonders die Möglichkeit zu haben, Momente zu erleben in denen ich instinktiv reagiere, um einen Charakter zu kreieren. Dabei fließt dann all die vorherige Erfahrung ein und eine Figur entsteht, die sich völlig von mir selbst unterscheidet. So erzähle ich eine Geschichte auf einzigartige und dynamische Weise.

SR: Wie wählest Du eine Rolle aus? Muss der Charakter oder die Geschichte etwas Besonderes haben?

Es muss eine Mischung daraus sein. Man überlegt schon was einen reizt und was für einen Charakter man spielen kann. Abwechslung ist wichtig, denn von jeder Rolle lerne ich und werde dadurch besser. Wer nicht lernt, kann auch nicht besser werden, so ist es einfach. Ich achte darauf, dass mein nächstes Projekt das Gegenteil vom vorherigen ist, so ist auch der Rollencharakter oft anders, was das neue Projekt interessant macht. Manchmal wenn ich eine Rolle annehme, denke ich alles darüber zu wissen, doch oft muss ich feststellen, dass ich eigentlich gar nichts weiß. Schauspielen ist ein lebendiger Prozess. In der Theorie ist alles einfach, die Praxis sagt aber etwas anderes.

SR: Ist ein begeistertes Publikum eine Belohnung nach harter Arbeit?

Wenn das Publikum deine Arbeit schätzt, ist es eine großartige Belohnung. Da aber während der Produktion niemand wirklich weiß, wie dein Film aufgenommen wird, muss man lernen sich zu distanzieren und abzuschalten. Man darf es nie zu persönlich nehmen, denn sonst hemmt es einen. Doch wenn meine Arbeit Zuschauer erfreut, freut es auch mich. Dies ist das Ziel eines Schauspielers, etwas zu kreieren, das Menschen anspricht, bewegt und einen erinnerungswürdigen Moment liefert.

SR: Vielen Dank für das offene Gespräch.

War mir ein großes Vergnügen.

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Interview geführt von Sascha Leupold
Dank für Fragen an Christian Handel