[Interview] HENRY CAVILL – BATMAN VS SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE

Henry Cavill betrat den Interviewraum im Londoner Hotel in einem eleganten Anzug. Mich erinnerte er an seine Rolle in Codename UNCLE, doch er hätte auch einen guten James Bond abgegeben. Dafür hatte er einst sogar vorgesprochen, doch er war eher in Tristan & Isolde, Der Sternwanderer und Die Tudors in Nebenrollen zu sehen bis er in Joel Schumacher’s Blood Creek seine erste Hauptrolle erhielt. Dann folgten Krieg der Götter und The Cold Light of Day, die ihm die Möglichkeit für Clark Kent in Man of Steel boten. Nun in BATMAN VS SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE und später in JUSTICE LEAGUE schlüpft er erneut in die DC Comic Heldenfigur Superman. Und genau darüber dürfte ich in London im Herbst 2015 mit ihm sprechen.

SHORTREVIEW: Was hältst Du von Ben Affleck als Batman?

Kommst gleich zur Sache. Ich halte Ben für einen großartigen Batman. Natürlich kommt es darauf an in welchem Vergleich. Zu den vorherigen Batman Filmen, zu den Batman Comics?

SR: Zu Lego Batman.

Henry Cavill

(Lacht) Die Größe passt jedenfalls. Ben legt seinen Batman anders an. Er ist eher der Veteranen Batman, der vieles durchgemacht und gesehen und bewältigt hat, weshalb er eigentlich im Ruhestand ist. Doch als er diese gewaltige Gefahr fühlt, kehrt er zurück, weil er weiß, dass er die einzige Person ist, die etwas dagegen tun kann. Er zeigt den Willen zu tun, was nötig ist.

SR: Wie hast Du zu Deiner eigenen Figur Superman gefunden, gerade auch weil Schauspieler Christopher Reeve immer wieder als dessen Maßstab genommen wird?

Ich habe es nie gesehen in Christopher Reeve Fußstapfen zu treten, denn was er zusammen mit Richard Donner (Anmk.: Regisseur von Superman – Der Film) geschaffen hat, war fantastisch. Wir haben uns auf eine andere Superman Entwicklung konzentriert. Da er ein sehr großer Mann war, passten mir seine Schuhe eh nicht. (schmunzelt) Ich habe mein eigenes paar Schuhe geschnürt, die ebenfalls recht groß sind. Die Figur ist anders angelegt und trägt mit Absicht die Bezeichnung Mann aus Stahl. Nachdem er sich selbst und sein Schicksal gefunden hat, stellt er sich der Welt, die ihn nicht gerade freundlich aufnimmt. Jetzt muss er herausfinden, wie sein Weg aussieht, damit wenigstens ein Teil der Welt seine Hilfe annimmt, während die Anderen ihn als Teufel und Plage bezeichnen, der keine Existenzberechtigung auf diesem Planeten hat. Er muss seine eigene Balance finden. Für mich als Schauspieler heißt dies, die eigene Balance zu finden, nehme ich jetzt nur den guten Teil und ignoriere den Schlechten, oder eben ein wenig von Beidem. Daraus muss ich seine Gefühle entwickeln.

SR: In MAN OF STEEL musstest Du die ikonische Figur etablieren. Nun stehst Du neben anderen ikonischen Figuren. Tauscht Ihr Erfahrungen und Tipps aus?

So ist es. Es gibt viele ikonische Charakteren im Film. Aber die eigentliche Antwort lautet Nein. Ben und Gal (Galdot) sind Beide lang genug im Geschäft. Gerade Ben hat sehr viel mehr Erfahrung im Filme drehen und inszenieren als ich. Dazu hat er bereits vorher einen Superhelden verkörpert (Anmk.: DareDevil). Für mich war es schön neue Seiten an meinem Charakter zu entdecken und damit zu arbeiten. Weiter glaube ich, dass noch so vieles an Superman im Film Universum entdeckt werden kann. Gerade hier sollte man ansetzen und dazu sind die Fans gefragt, zu sagen, was ihnen gefällt.

SR: Du sollst selbst eine Menge Superman Comics gelesen haben, was hast Du draus für die Rolle mitgenommen?

Gute und schwere Frage. Zunächst hat es mir einen guten Überblick über Charakter und die Welt gegeben. Eine Geschichte ist besonders haften geblieben, darin bekämpfte Superman Braniac. Er fand auf dessen Schiff die geschrumpfte Stadt Kandor, brachte sie auf normale Größe zurück und befreite alle Kryptonier. Diese Kryptonier mussten nun eine Koexistenz mit den Menschen bewältigen. Die menschlichen und politischen Faktoren begeisterten mich, ebenso wie der Kampf gegen Braniac. Mir hat gefallen das Superman versuchte das Richtige zu tun, aber das Richtige bringt nicht immer die erhofften Ergebnisse. Denn nun leben eine ganze Reihe Kryptonier mit Superkräften neben einfachen Menschen. Und wir alle wissen, schon einer mit Superkräften kann reichliche Unsinn anstellen.

SR: BATMAN VS SUPERMAN: DAWN OF JUSTICE hört sich nach einem epischen Film an. Was dachtest Du nach dem Lesen des Drehbuchs?

Ich war bereits in Utah bei den Vorbereitungen dafür, als ich es erstmals in den Händen hielt. Eigentlich weiß man nie vorher, was man fühlt, wenn man ein Skript erstmals liest. Gerade wenn man bereits in den Schuhen eines bekannten Charakters steckt, kennt man die Beziehungen zu den anderen Charakteren noch nicht. Dazu war es in diesem Fall ein Justice League und Batman Einführungsfilm. Für mich hieß es darin meinen Platz zu finden und Superman’s Konflikt kennenzulernen. Wichtige Punkte, die ich verinnerlich musste, wenn Dreh begann, gerade wenn es um eine komplexe Geschichte geht bei der Superman und Batman koexistieren, sowie Zeit investiert wurde, um neue Charaktere einzuführen. Dies ist nicht der Batman von Christoper Nolan, es ist der von Zack Snyder und Ben Affleck. Darauf liegt der Focus und für mich war es wichtig, einen Platz dabei zu finden.

SR: Filme wie Spider-Man 3 und Avengers: Age of Ultron mussten sich die Kritik anhören, zu viele Figuren integriert zu haben, wodurch die Story vernachlässig wurde. Wie bei es bei BATMAN VS SUPERMAN?

Ein guter Punkt, aber ich kann nicht für die Vision eines anderen Mannes sprechen. Aber es ist schon eine Herausforderung die Balance zu finden, wenn so viele große Charaktere mitwirken. Andererseits an welche Superhelden erinnerte man sich bevor die Marvel Filmreihe startete aus filmischer Sicht? Da war Batman, Superman, Spider-Man und höchsten noch Hulk. Gerade mit Batman und Superman, zwei so einzigartige Helden, zu arbeiten, erfordert einen ausgewogenen Balanceakt. Das ist schwer. Eigene Menschen werden dies gut heißen und Andere überhaupt nicht. Ich finde, dass es wunderbar gelungen ist Batman in eine Welt einzuführen in der Superman existiert, sowie einen Vorgeschmack auf Justice League beizumischen. Dazu bin ich sicher, dass Zack darüber mit Chris viel nachgedacht und gesprochen hat.

SR: Welchen Aspekt hat Wonder Woman hinzu gebracht?

Einen Reizenden, sehr Schönen.

SR: Denkst Du, dass es zur Zeit zu viele Superhelden auf der Leinwand gibt?

Schwer zu sagen, ob die Zuschauer davon gelangweilt sind oder nicht. Für mich werden Superhelden nie langweilig, da diese Helden eben nicht nur in Comic existieren, sondern auch in unserer Mythologie. Viele Filme beschäftigen sich mit ihren Taten und da ist es unabhängig ob sie auf einem Comic basieren. Wichtig ist, dass die Geschichte frisch bleibt und deshalb tauchen auch so viele neue Superhelden auf, die immer einen frischen Ansatz hinzufügen. Dazu muss darf geachtet werden, das sich die neuen Geschichten von den Alten unterscheiden. Bloss kein kopieren.

SR: Wie war es für Dich erstmals den Trailer zu sehen und was für Erinnerungen weckt er?

Immer wenn einer meiner Filme herauskommt bin ich sehr aufgeregt, gerade wenn es sich um einen Superman Film handelt. Diese haben ein ganz anderes Ausmaß. Mich selbst hat es erstaunt, wie viele Menschen ihre Gedanken geäußert haben, als der Trailer gerade mal eine halbe Stunde alt war. Dazu all die Videos, die Leute zeigten, wie sie selbst begeistert den Trailer sahen. Dies beeindruckt mich. Erinnern tue ich mich natürlich zum Dreh zurück und staune selbst, wie sich die Dinge verändert haben. So wie den Bösewicht zu sehen, den ich nur als Typ im grünen Anzug kannte. (lacht) Gemeint ist der Mocap Anzug (Anmk.: Motion Capturing). Damals habe ich ihn oft nur herumhampeln sehen und mich dabei gut amüsiert. Grundsätzlich ist es immer spannend erstmals den Trailer zu sehen. Wichtiger aber ist mir die Reaktion der Zuschauer beim eigentlichen Film. Was sagen sie und wollen sie mehr sehen.

SR: Zack Snyder ist ein sehr visueller Regisseur. Hat er Dir Previs (Anmk.: einfache Animation der Szene) oder Konzeptmaterial gezeigt?

Zack zeigt allen seine Previs und Konzeptgedanken damit wir Schauspieler erfassen können, was wir durchleben. Dazu erklärte uns der Special Effects Koordinator sowie Stunt Koordinator Damon Caro den Ablauf. Schließlich hing ich oft an Drahtseilen vor Green Screen insbesondere wenn ich herumflog. Letztlich war aber auch viel CG darunter, wofür Animatoren verantwortlich sind. Hmmm, wie kann ich Deine Frage etwas dramatischer beantworten? … Was mir beim arbeiten vor Green Screen gefällt, ist das alles in meinem Kopf passiert und ich hatte schon immer eine lebhafte Vorstellungskraft. Green Screen hat etwas faszinierendes, es ist nicht limitiert durch die physikalische Welt. Alles ist möglich. Es heißt Kind zu sein, das im Garten einen Superhelden spielt. Dies bedeutet Green Screen und dafür musst Du schon die Eier haben, wieder wie ein Kind zu sein.

SR: Du wirst immer wieder mit James Bond in Verbindung gebracht.

James Bond zu verkörpern wäre eine echte Ehre. Ich weiß nicht, ob derzeit ein neuer Darsteller gesucht wird, auch wenn es heißt, das Daniel Craig keinen weiteren machen wird. Ich kann nur sagen, das ich weder mit Barbara Broccoli oder Michael G. Wilson (Produzenten der James Bond Filme) in Kontakt stehe. Für mich heißt es abwarten, man weiß nie wie sich die Dinge entwickeln.

SR: Wenn man Dir einen anderen Superhelden anbieten würde, müsste er völlig anders als er sein?

Grundsätzlich möchte ich nicht immer wieder die gleiche Figur verkörpern. Gleichzeitig hatte ich viel Spaß Superman zu spielen und zu sein. Doch er hat nicht soviel Schattierungen, wie wir Menschen. Ich mag raue, leicht geheimnisvolle Figuren. Ob ich nun einen ähnlichen Charakter wieder spielen würde, kann ich schwer sagen, kommt darauf an, was mir angeboten wird. Dazu kommt es zur passenden Zeit mit dem richtigen Regisseur und passendem Skript.

SR: Wie hast Du Dich auf die Rolle vorbereitet, abgesehen vom Comic lesen?

(lächelt) Natürlich sehr viel körperliches Training. Ich habe reichlich Zeit im Gym mit meinem Trainer verbracht. Damit habe ich sechs Monate vor dem Dreh begonnen. Den Charakter zu verstehen war bereits meine Vorbereitung zu MAN OF STEEL. Nun hieß es mehr die Welt auszufüllen, die sich Zack Snyder ausgedacht hat. Grundsätzlich möchte man schon der Vorlage, aber auch der Vision des Regisseurs gerecht werden, deshalb ist es wichtig diesem nun zu vertrauen. Deswegen musste ich herausarbeiten, wohin mein Charakter, den ich in MAN OF STEEL ausgearbeitet habe, gehört. Kurz, viel Schweiß.

SR: Wie war es mit Kampftraining, denn Superman und Batman bekämpfen sich schließlich?

Das lustige bei Superhelden Filmen ist, das jeder Kampf höchstens aus drei Bewegungen besteht, bevor es in einen Superangriff übergeht. Also mache ich einige Schläge hier, dann wird der Drehortgewechselt und ich liege am Boden, wo ich einige Schläge von Batman einstecke. Natürlich steckt körperliche Kraft dahinter und es echt aussehen zu lassen ist herausfordernd. Aber es kann nicht zum Beispiel mit einem James Bond Film verglichen werden, wo man mit einem normalen Menschen in einer ausgearbeiteten Choreographie kämpft. Es ist eine andere Art Kampf und man muss mehr im Kopf diesen Kampf behalten, da zwischen den Szenen Monate sein können. Die emotionale Komponente ist wichtig zu bewahren.

SR: Mit SUICIDE SQUAD hat sich die DC Filmwelt erweitert. Wie war es mit ihnen auf der San Diego ComicCon?

Ich habe den Trailer genossen, da er eine ganz andere Seite der Comicwelt zeigt. Inhaltlich bin ich mit ihm nicht vertraut. Bei der ComicCon war es mit ihnen schon etwas besonders. Alle verhielten sich wie ihr Charakter die ganze Zeit über, was viel Energie ausstrahlte. Würde ich den Joker eines Tages bekämpfen? … Es wäre ein angenehmer Tag für Superman. (lacht) Grundsätzlich bin ich auf den Film gespannt und wie er mit unserem zusammenpassen soll, denn die haben da einen Masterplan im Hinterkopf. Schließlich arbeiten wir auf JUSTICE LEAGUE und zukünftige Projekte hin.

SR: Mit JUSTICE LEAGUE steht eines der nächsten Projekte an, aber es sollen noch eigenständige Superman Filme kommen. Gibst es andere Regisseure als Jack Snyder, die für Dich in Frage kommen?

Schwer zu beantworten. Es gibt viele Optionen. Ben Affleck ist für mich ein toller Regisseur und es würde mich interessieren, wie er an eine Superman Geschichte herangehen würde. Ich will jetzt keine Regisseure von Marvel Projekten stehlen, denn die sind dort garantiert eingeschlossen. Die Antwort lautet eher, was willst Du? Jemanden der erfahren ist in der großen Filmwelt, einen hungrigen Neuling, der seine Marke setzen will, oder jemanden, der mit dem Snyder-verse vertraut ist? Ich denke unabhängig davon, gibt es um Superman noch so viel zu entdecken. Schließlich drehte es sich in MAN OF STEEL mehr um Clark Kent, der erkannte ein Außerirdischer zu sein und seinen Platz zu finden. Superman wurde er kaum genannt. Seien Etablierung darzustellen wäre überaus reizvoll.

SR: Hab herzlichen Dank für das Gespräch.

Habe Dir zu danken, hat viel Spaß gemacht.

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Interview Sascha Leupold