[Game] RESIDENT EVIL 7 BIOHAZARD

Drei Jahre hat Ethan Winters nichts von seiner Freundin Mia gehört. Sie wollte an der Ostküste einen Job annehmen und ist seitdem verschwunden. Zwischendurch erhielt er ein verstörendes Video in dem Mia Ethan befiehlt, nicht nach ihr zu suchen. Dies tat er dennoch, fand aber keine Spur. Nun die Wendung. Eine Videobotschaft von Mia erreicht ihn, sie sieht verängstig und angeschlagen aus. Während sie vorher befahl sie sozusagen zu vergessen, soll er nun zu ihr in die Abgeschiedenheit von Dulvey Louisiana reisen. Umgehend setzt sich Ethan ins Auto. Letztlich erreicht er den Zielort und entdeckt ein riesiges verlassenes Plantagenanwesen inmitten der Sümpfe. Laut seinen Recherchen soll hier die Familie Jack und Marguerite Baker mit ihren Kindern gelebt haben, doch sie gelten als spurlos verschollen. Was suchte Mia hier bloss? Schon der verlassene Van eines Filmteams wirkt wie ein Warnschild umzukehren, doch Ethan will Mia zurück. Ihm bleibt nichts anderes übrig als auf das Grundstück der Bakers und ihr Anwesen einzudringen, um Hinweise zu finden. Er ahnt nicht in einem Altraum zu stolpern, der mehr als verrückt und tödlich ist, sowie seine kühnsten Vorstellungen sprengt.

Fazit:
Nach einer kurzen Einleitung wird der Spieler in die Egosicht von Ethan versetzt und darf die unheimliche Suche nach Mia beginnen. Schon im Intro wird deutlich, das gerne aus Horror und Gruselfilmen zitiert wird, so fährt Ethan ein sandfarbenes Oldsmobile, welches dem 1973 Delta 88 Royale von Ash aus ‘Tanz der Teufel‘ ähnelt. Ob Worte oder Bilder, mit dabei sind ‘Shinning‘, ‘The Ring‘ und ‘The Grudge‘. Die düstere Stimmung wird schnell aufgebaut und dies ohne gleich auf Gegner zu treffen. Alles ist subtil gehalten. Es beginnt mit diesem tristen Sumpf voller Unrat. Umzäunt von Stacheldraht, der mit Verbotsschildern und seltsamen, skurrilen Kunstwerken verziert wurde. Ein kranker Künstler ist der erste Gedanke. Gleich zu Beginn findet Ethan einen Van mit Hinweisen auf ein Kamerateam. Wer bereits die Demo BEGINNING HOUR gespielt hat, ist schon im Vorteil und ahnt wahrscheinlich etwas. Ethan sieht einen älteren Mann in der Ferne und fragt sich, ist dies Jack Baker? Bei einem kleinen Haus kokeln die Reste eines Lagerfeuers, wo er den Führerschein von Mia herauskramt. Schon dies steigert die Spannung und es keimt der Gedanke, vielleicht erwartet zu werden. Das Haus selbst ist jenes aus ‘Beginning Hour‘ und verströmt noch immer eine unheilvolle Atmosphäre. Hier zeigt sich insbesondere der brillante Ton, der lebendige Soundeffekte benutzt, die den Spieler bis ins Mark erreichen. Knarrender Fussboden, seltsame Sounds und kaum Musik, alles erzeugt eine hohe Spannung. Dabei passiert zu beginnt wenig. Grusel und Horror Stimmung vom feinsten. Im Haus finden sich auf dem Dachboden eine Videokassette, sowie ein Mono Kassettenrekorder. Hiermit wird wie in der Schreibmaschinenzeit abgespeichert, eine Kassette muss aber dafür nicht gefunden werden. Zusätzlich gibt es auch noch Speichercheckpoints. Den Rekorder zum speichern zu benutzen ist eine großartige Idee. Gleiches gilt für die Videokassette, die einen eigenen Spielabschnitt ermöglicht, teils in die Haupthandlung eingreifen kann und doch unabhängig bleibt. Eine frische Idee, die im Spielverlauf, noch ein paar Mal genutzt wird. Das erste Video ist die Erkundung des TV-Teams, wodurch wir den Geheimgang finden. Ein später gefundenes Video beinhaltet die sogenannte Laternen-Demo, wo Mia vor Mrs. Baker flüchtet. Zum Einen großartig, das sie dabei sind, schließlich gehören sie dazu. Manch Demos aus der Werbephase eines Produkts bleiben liegen und verschwinden, diesmal nicht. Zum Anderen, bieten beide Video’s nichts neues, sind eben nur passend in die Handlung integriert.
Wenn der Spieler dem Geheimgang folgt, findet er schnell die gesuchte Mia. Spiel geschafft? Mitnichten, denn jetzt brilliert die Handlung zum Horrorstreifen. Nichts ist so wie es scheint, wodurch der Spieler geschockt vorm Bildschirm sitzen bleibt. Die Situation überwältigt Ethan und er verliert sein Bewußtsein. Ab diesem Moment erhält er eine Uhr fürs linke Handgelenk, die ihm die seinen Gesundheitszustand mitteilt. Alles gemäß den bekannten Anzeigen: Grün für ‘Alles Okay‘ bis hin zu Rot für ‘Kurz vor Sterben‘. Brauchen wir Heilung, die direkt eingesammelt oder aus Chemikalien und Kräutern gemischt wird, gießt sich Ethan eine Flüssigkeit über die Hände. Schauen wir auf die Uhr wird der Hintergrund leicht unscharf, fast wie real. Das Inventar ist mit ein paar Slots begrenzt, wobei vier dem Digikreuz für eben Waffen zugeordnet werden können. Später kann die Slotanzahl erweitert werden. Auf die Uhr und ins Inventar zu schauen, bleibt in Echtzeit und hält nicht wie früher die Zeit an. Also darauf achten, dass kein Gegner in der Nähe ist.
Wenn Ethan erwacht, beginnt die zweite Phase des Horrors. Er sitzt gefangen mit der Familie Baker am Essenstisch. So werden die gruseligen Bakers eingeführt und ihre Südstaatenvilla vorgestellt. Diese zu erkunden heißt Informationen sammeln, Rätsel lösen, um Türen zu öffnen oder Gegenstände zu erhalten. Gleich zu Beginn gibt es in der Garage einen Kampf gegen Jack, der Weg dahin und auch der Kampf sind cineastische inszeniert. Dabei gibt es vorgegebene Szenen, aber auch einige Varianten, die sich durch das eigene Spiel ergeben. Atmosphärisch weiß die Geschichte mehr als zu packen und teils zu schocken.
Letztlich gibt es zahlreiche Areale zu erkunden, wobei wir ab und zu auf die Bakers treffen. Irgendwann kommen auch seltsame Monster mit scharfen Beisserchen hinzu, die irgendwie aus den Sporen eines unbekannten Pilzes und armen menschlichen Versuchsobjekten entstanden sind. Sie werden Molded genannt. An einigen Orten hängen Vogelkäfige, die mit entsprechender Anzahl von gefundenen Münzen geöffnet werden können, wodurch Ethan Upgrades für zum Beispiel Ausdauer und Lebensenergie erhält. Überhaupt gibt es einige Extras zum suchen, die Bonus wie Artworks freischalten.
Grafisch ist alles herrlich detailliert designt, wodurch die Orte fast real wirken. Explosionen, Rauch, Nebel und Regen unterstützen die Atmosphäre. Ebenso wirksam ist das gelungene Spiel mit Licht und Schatten, welches für Gänsehaut sorgt. Hierzu passen die lebendigen Figuren, die sich flüssig bewegen und reale Reaktionen aufweisen. So fühlen wir die Angst und Bedrohung mit. Natürlich wurden dafür Schauspieler gecastet, die via Motion Capturing die Szenen spielten, sowie ihr Aussehen gaben. Zwar sind die englischen Sprecher passender gewählt und bei Jack ist der Wahnsinn wirklich zu hören, doch auch die sehr gute deutsche Synchronisation braucht sich nicht zu verstecken.
Bisher klingt alles wirklich gut, würde sich RESIDENT EVIL 7 BIOHAZARD nicht ab einen gewissen Punkt verändern. Diese dichte Grusel- und Horroratmosphäre weicht ab dem Moment mit der Suche nach Lucas in eine Art SAW Film ab und später eher in einen Ego-Sgooter. Lucas baut teuflische und sadistische Fallen, die wir umgehen müssen. Dies bleibt herausfordernd, dazu erscheinen vermehrt Molded und andere Mutationen davon. Schleichen bleibt weiterhin wichtig. Kurz, es gibt reichlich Abwechslung.
An einer Stelle gibt es sogar die Wahl zwischen Mia und der Baker Tochter Zoe, die uns im Spielverlauf hilfreiche Tipps gab. Entsprechend der Wahl erreichen wir ein minimal abgeändertes Ende. Gleichzeitig ist sie aber irgendwie unpassend, denn um sich als Ethan für Zoe zu entscheiden, fehlen Momente für Charakterbindungen. Aber auch spielerisch ist es seltsam umgesetzt. Wählt Ethan Mia, führt es dazu, dass wir ein gestrandetes Schiff finden und dort als Mia weiterspielen. Entscheidet sich Ethan gegen sie, spielen wir an gleicher Stelle ebenfalls mit Mia, ohne allerdings zu wissen, wie sie dorthin gekommen ist.
Am Ende des Games bleiben einige Fragen für den Spieler offen. Diese sollten in den DLC’s beantwortet werden. Insgesamt gibt sechs Szenen zu erleben. Hier erfahren wir, wie es mit Kameramann Clancy aus ‘Beginning Hour‘ weiter ging. In ‘Albtraum‘ wacht er im Keller auf und muss gegen Jack und Molded kämpfen. Hier heißt es Gegnerwellen zu überleben und Punkte einzusammeln, um Waffen und ähnliches zu erwerben und zu verstärken. ‘21‘ ist ein sadistisches SAW artiges Kartenspiel, wo Clancy Lucas besiegen muss. ‘Schlafzimmer‘ umfasst ein Escape-Room Szenario. Ans Bett gefesselt muss Clancy Marguerite Baker austricksen und einen Fluchtweg finden. Dies ist großartig spannend inszeniert und fordert Rätsel zu lösen, sowie sich Abläufe einzuprägen. Gelungene, unabhängige Episode.
In ‘Ethan muss sterben‘ heißt es einfach sich nur aus unterschiedlichen Arealen kämpferisch zu befreien. Aber aufgepasst, denn die Lebensenergie ist nicht hoch. Auch ‘Jack’s 55zigter Geburtstag‘ ist ein Geschicklichkeitsspiel. Neben Gegner zu bekämpfen muss Essbares gefunden werden, um Jack glücklich zu machen. All diese haben nicht wirklich mit der Handlung zu tun, anders bei ‘Töchter‘. Hier erlebt der Spieler als Zoe die Anfänge des Albtraums. Gerade dies ist atmosphärisch gelungen und besitzt Schock- und Gänsehautmomente. Dies ist eine Arte interaktive Geschichte mit kleinen Rätselelementen, wodurch unterschiedliche Enden erreicht werden können, wobei eines natürlich nur das Richtige ist.
Not a Hero‘ war der Erste angekündigte DLC und war kostenfrei. Unzufriedenheit über die Entwicklung führte zu einem verzögerten Release. Darin muss Chris Redfield gefangene Soldaten aus den sadistischen Fängen von Lucas Baker befreien, sowie diesen Gefangen nehmen. Im Ego-Shooter Style gilt es zu kämpfen. Dies ist natürlich herausfordernd und erfordert Geschicklichkeit. Abgesehen von der Ego-Perspektive, spielt es sich wie RESIDENT EVIL 5 oder 6.
Ähnlich ergeht es Joe Baker, Bruder von Jack, der seine Nichte Zoe retten will, die von etwas Kristall artigem überzogen ist und von einem Sumpfmonster verfolgt wird. ‘End of Zoe‘ setzt kurze Zeit nach Ethan Entscheidung zwischen Mia und Zoe ein. Anstatt Schusswaffen, verlässt sich Joe auf seine Fäuste. Erfrischendes Kampfszenario, umfangreich und garniert mit Überraschungen.
Ist RESIDENT EVIL 7 BIOHAZARD ein RESIDENT EVIL? Nicht wirklich. Selbst mit Chris Redfield, Umbrella, einem Virus und Anspielungen auf die Hauptreihe wirkt dies eher aufgesetzt. Zusammen betrachtet, scheint das Spiel eher zugeschnitten. Es gab schon früh das Gerücht, das eigentliche RESIDENT EVIL 7 war im Stile des vorherigen Teils als Shooter geschaffen, doch die starke Kritik sorgte für ein Umdenken, wodurch dies eingestellt wurde. Gleichzeitig zeigten Indi-Games wie ‘Slenderman‘ und ‘Outlast‘ einen frischen Ansatz im Grusel. Genau betrachtet scheint RESIDENT EVIL 7 BIOHAZARD aus einem Horrorgame wie diese Indi-Games und einem Shooter zu bestehen, so dass man Vermuten könnte, das ein anderes Projekt, das Baker Horrorhaus, zu RESIDENT EVIL 7 wurde. Eine frische Ausrichtung der Serie ist auch nicht schlecht, aber dafür hätte man eigentlich nur die 7 weglassen müssen, da es genug Potential besitzt, um Eigenständig zu stehen. Wer die Demo BEGINNING HOUR ausgiebig gespielt hat und so den ‘Dirty Coin‘ mühselig erhielt, wird enttäuscht, denn dieser bewirkt nicht wirklich etwas. Es ist lediglich eine Münze, um bei entsprechender Anzahl Upgrades freizuschalten.
Als Gesamtfazit kann man durchaus sagen, das ein gelungenes und teils brillant inszeniertes Game mit innovativen Ideen entstanden ist. Gerade der Erste große Abschnitt fasziniert durch eine packende Atmosphäre, die echtes Horrorfilm Feeling vermittelt und emotional inklusive Furcht greift. Grafisch ist alles ein Augenschmaus und Soundtechnisch eine Kulisse für Herzklopfen, so dass es schon Mut bedeutet, das Albtraumhaus der Baker’s zu betreten.

Daten:
Label: Capcom
System: PC, XBox One, PS4
Art: Ego, Action-Adventure
Schwierigkeitsgrad: Mittel
USK: 18

Siehe: [Game] RESIDENT EVIL VII: BEGINNING HOUR (Demo)