[Game] BLACK MIRROR

Schottland im Jahre 1926. David Gordon reist erstmals zu seinem Familiensitz, dem Black Mirror Castle. Der ist ein trauriger Anlass, denn sein Vater hat sich vor einiger Zeit das Leben genommen. Über einen warnenden Brief seiner Mutter hat David erfahren, dass sein Vater die dunkle Familiegeschichte der Gordons erforscht hat. Dazu hat ihm sein Vater einen Modelturm und eine verschlüsselte Nachricht zukommen lassen. Was wird bloss gespielt, fragt sich David. Im Schloss wird er von Lady Margaret, ihrem Butler und Anwalt begrüßt. Schnell fällt ihm, das Unbehagen auf und das Gefühl Unerwünscht zu sein. Gleich in der Nacht geht David einem Hinweis in der Bibliothek nach und sieht den Anwalt über Dokumenten und Büchern grübeln. Dabei murmelt er über die Suche nach einem versteckten Raum. Nicht nur er sucht also nach Antworten. Letztlich entdeckt David den Schüssel zum Arbeitszimmer seines Vaters und dessen Unterlagen. Kaum hat er sie begutachtet, packen ihn Visionen. Er sieht seinen Grossvater Edward Gorden und einen unbekannten Jungen die Treppe hinunterstürzen. Lady Margaret glaubt, dass auch David vom Wahnsinn seines Vaters besessen ist. David will es zunächst nicht wahrhaben, doch dann bricht die Welt über ihn zusammen.

Fazit:
Mit einer cinematischen Einführung in einer düsteren Atmosphäre und mit unheilschwangerer Musik geht es schnell los. Spielerisch wird man dabei eingebunden, um die Steuerung vor zustellen. Zunächst wie bewegt und dann wie untersucht oder entdeckt wird. Hier fällt die moderne Steuerung auf und die geführten Erkundungen. Dann gibt es endlich Black Mirror Castle zu sehen, zunächst im Halbdunkel, doch schnell fallen Ähnlichkeiten zum Klassiker auf. Dank der unheimlichen Stimmung, einigen Momenten, die an Gruselklassikern erinnern, wird man in den Bann gezogen. Rätseltechnisch verläuft alles gradlinig. Über das Questlog können die Aufgaben eingesehen werden, dies ist durchaus hilfreich. Dazu ist die Handlung in Kapitel aufgeteilt, wodurch sich alle Rätsel dann auf diesen Abschnitt konzentrieren. Oft müssen direkte Rätsel gelöst werden, zum Beispiel um ein Geheimfach zu öffnen. Der Code fürs Schloss findet sich dann in der Nähe. Kurz, es ist kann ebenfalls als Minigame bezeichnet werden. Kombinationsrätsel existieren nicht wirklich, wenn etwas Wichtiges im Inventar liegt, wird es an passender Stelle angeboten. Hier und da gibt es einige Quick Time Events, die Abwechslung bieten aber nicht wirklich eine Rolle spielen. Anders als einige geisterhafte Rückblicke, die Informationen bereit halten. Zum richtigen Zeitpunkt während der Szene gedrückt, kommentiert David gesehenes. Natürlich gibt es ebenfalls QTE in Zwischensequenzen, die für Dramatik sorgen sollen.
Geschaffen wurde dieses moderne BLACK MIRROR von King Art, Schöpfer der Adventure Reihe The Book of Unwritten Tales und The Raven: Vermächtnis eines Meisterdiebs. Bereits 2009 waren sie an der Fortsetzung des Originals BLACK MIRROR II beteiligt, schrieben aber nur das Drehbuch während es Cranberry Production technisch umsetzte. Dieser war eine gute und gelungene Fortsetzung mit einer spannenden Geschichte.
Visuell gibt es einige Schönheitsfehler, so wächst David nach dem Raumwechsel zum Beispiel im Schloss aus dem Boden oder sogar bei den Zwischensequenzen schieben sich die Figuren auf ihre Positionen. Dazu verläuft manche Animation zu schnell und holprig. Die Untertitel sind überaus gelungen, aber werden bei längeren Dialogen öfter mal nicht vollständig angezeigt. Hier und da sind sogar Sätze komplett Englisch oder es gibt Untertitel und die Sprachausgabe scheint zu fehlen.
Die Steuerung ist gewöhnungsbedürftig. Denn auch wenn David über den einen Stick gesteuert wird und die Kamera über den Zweiten, sind feste Blickpositionen vorgegeben, gerade weil die klassische Adventure Sicht gewünscht ist. Zusammengenommen ergibt sich so eine leicht hakelige Steuerung, denn beim erkunden finden sich schnell schwer zugängliche Ecken oder wie in der Schloss Haupthalle ein Abschnitt, der wie von einer unsichtbaren Wand abgegrenzt wird. Weiter bleibt David viel zu schnell an Objekten hängen, wodurch er selten flüssig läuft. Wichtige Objekte weisen einen weißen Kreis auf, der beim nähern die entsprechende Taste inklusive Funktion (Untersuchen, Öffnen, Nehmen) anzeigt. Alles ist dadurch sehr vereinfacht, auch wenn es mal mehrere Auswahlmöglichkeiten gibt. Unglücklich ist auf jeden Fall das ‘Nehmen’, denn oft sieht man nur den Befehl, aber hat keine Ahnung, um was für ein Objekt es sich handelt. Gerade wenn David Fotoschnipsel einsammelt, weiß man es lediglich über die Anzeige im Bildschirm oben rechts, die sagt, dass etwas zum Tagebuch oder Inventar oder Questlog hinzugefügt wurde. Gerade bei einem Adventure möchte der Spieler vorher wissen, was er sammelt, um auch das Gefühl der Entscheidung zu haben. Einige Orte, wie einige Schreibtische, werden in der Egosicht untersucht. Dann gibt es aber einen unsichtbaren Mittelpunkt, von dem die Kamera aus bewegt wird, um die weißen Erkundungsmöglichkeiten ins Mittelfeld zu rücken, damit dort zum Beispiel ein Brief gelesen werden kann. Ebenso funktioniert die Untersuchungsansicht im Inventar. Alle Objekte können Dreidimensional angesehen werden, wodurch sich ebenfalls neue Erkundungspunkte finden. David kommentiert dabei das Ergebnis.
Das Digikreuz dient als Schnellwahl für Menü, das Tagebuch mit wirklich hilfreichen Informationen, die Quest Liste und das Inventar. Die Steuerung in den einzelnen Menüs laufen dann ausschließlich über die Analogsticks. Klingt simpel, aber harmoniert nicht, denn wie in zahlreichen anderen Games wird gleichzeitig das Digikreuz unterstützt, was ein Gamer natürlich deshalb in sich hat. Bei BM wechselt so man häufig ungewollt die Schnellauswahl.
Grafisch ist alles wirklich eindrucksvoll geworden. Das Schloss ist ansehnlich in Szene gesetzt und fängt den britischen und schottischen Charme herrlich ein. Auch die Charaktere sehen ansprechend aus. Dazu eine passende Klangkulisse und orchestrale Musik mit Gänsehaut Effekt. Die deutsche Synchronisation ist wunderbar lebendig gelungen. Martin Sabel als David Gordon bringt genau die richtige Mischung Aristokratie, Eleganz und Feingefühl mit, die auch zur Figur der Zeit passt. Dazu harmonieren alle Sprecher und wissen die unheimliche Atmosphäre zu füllen. Technisch gibt es leider auch hier einige Mängel, wenn im Hintergrund Stimmen zu hören sein sollen, sind sogar englische Dialoge zu hören. Die Balance zwischen Musik, Dialogen und Effekten fehlt, trotz hoher Gesamtlautstärke ist die Dialoglautstärke einfach zu leise. Dazu ist die Grundatmosphäre recht basslastig.
Hängt BLACK MIRROR mit BLACK MIRROR zusammen?
Nein. Dieses BLACK MIRROR erzählt eine Neuinterprätation, basierend auf den Grundgedanken des ersten BLACK MIRROR von Future Games. Natürlich gibt es gewollt Verweise, wie Ähnlichkeiten im Black Mirror Castle selbst mit dem Globus in der Haupthalle oder das Gewächshaus. Aber das war es auch schon.
Technisch ist es als Adventure sehr vereinfacht und als Spieler fühlt man sich eher geführt, um eine interaktive Geschichte vorzuführen. Lead Designer Jan Theysen äußerte in einem Interviews, das sie feststellen mussten, das stark rätsellastige Adventures bei den meisten Spielern nicht mehr angesagt scheinen. Weshalb sie verstärkt Augenmerk auf die Atmosphäre und die Geschichte legten und deshalb weniger Rätsel die Folge waren.
Ein echtes Adventure ist BLACK MIRROR nicht, dazu fehlen wirkliche Rätsel und die Möglichkeit zu erforschen. Zwar läuft man frei herum und das später sogar zu zweit, aber dennoch ist alles in eine gradlinige Handlung eingeflochten. Die Geschichte an sich ist zwar spannend, aber sehr holprig und besitzt zahlreiche Anschlussfehler. Kaum wird über den Schwarzen Spiegel gesprochen, weiß David auch schon worum es sich dabei handelt und das er die Seele seine Vaters daraus befreien muss. Geisterhafte Eingebungen eben. Solch Handlungssprünge stören, dazu gibt es wenig Überraschungsmomente. Gerne hätte die Handlung gewagter sein können. Störender ist aber zahlreiche Bugs, während meines Spiel ist es drei Mal abgestürzt trotz aktuellem Patch. Im Ganzen ist BLACK MIRROR unter sechs Stunden durchzuspielen und weiß trotz seiner Schwächen gruselig zu unterhalten.

Daten:
Label: THQ Nordic
System: PC, XBox One, PS4
Art: Adventure
Schwierigkeitsgrad: Mittel
USK: 16

Siehe: [Game] BLACK MIRROR