[Film] JACK REACHER

In einer Kleinstadt im US-Bundesstaat Indiana passiert das Unfassbare. Am helllichten Tag erschießt ein Scharfschütze an einem familienfreundlichen Flusskai zwischen Essenständen und Parkbänken kaltblütig wildfremde fünf Menschen. Über zurückgelassene Spuren am Tatort wird die Polizei zum ehemaligen Armee-Scharfschützen James Barr geführt. Alle Indizien sprechen zweifelsfrei gegen ihn, doch anstatt einzugestehen, sagt er während des Verhörs nur: „Holt Jack Reacher!“ Die Polizei hat Schwierigkeiten Reacher zu finden, denn es gibt kaum Informationen über ihn und er scheint so eine Art Phantom zu sein. Woher sollten sie wissen, dass er ein Ex-Ermittler des Militärs war. Die Anwältin Helen Rodin staunt nicht schlecht als plötzlich Jack Reacher vor ihr steht und sie über ihren Klienten Barr ausfragt. Ihr wird klar, das Reacher ein zynischer, unberechenbarer Einzelgänger ist und nur auf der Bildfläche erscheint, wenn er gefunden werden will. So wie im Fall des Verdächtigen James Barr. Dieser hatte während des Golfkriegs vier Menschen ermordet und war lediglich aus politischen Gründen nicht verurteilt worden. Damals hatte Reacher geschworen, ihn hinter Gitter zu bringen, wo er hingehört. Doch nun fragt sich Reacher, warum Barr nach der jüngsten Schießerei in seinem erbitterten Erzfeind seine einzige Chance sieht? Alles scheint auf einen durchgeknallten Ex-Veteranen als Amokschützen hinzudeuten, doch dann entdeckt Reacher Ungereimtheiten, die auf ein perfides Komplott schließen lassen. Der Name eines ehemaligen sowjetischen Gefangenen „The Zec“ kommt ins Spiel, ein einflussreicher und skrupelloser Mann, der die Fäden zieht und Jagd auf Reacher und Helen macht.

Fazit:
JACK REACHER basiert auf der Romanreihe von Lee Child. 17 Bücher sind mit dem zynischen, fast schon Antihelden erschienen, wobei der Film nach dem neunten Roman ‘Sniper’ entstanden ist. Fast alle Romane sind über den Blanvalet/ Goldmann Verlag in Deutsch veröffentlicht worden. Lee Child sagt über seine Figur Jack Reacher: „Wenn ich zurückblicke und mir die Frage nach Reachers Ursprüngen stelle, dann ist mir klar, dass er ein Ergebnis meiner Lektüre all der Romane ist, die ich im Verlauf der Jahre gelesen hatte. Er ist ein sehr legendärer, auf Mythen beruhender Typ … wie Robin Hood oder wie der Held in einem Western. Diesen Typ trifft man in allen Epochen der Geschichte – der geheimnisvolle Fremde, der noble Einzelgänger. ,Fahrender Ritter‘ wird diese Figur von der Literaturkritik genannt. Er ist ein Mann mit Prinzipien, und dennoch ist er dazu verdammt, ruhelos das Land zu bereisen und für Gerechtigkeit zu sorgen. Meiner Ansicht nach ist er eine Metapher für das, was wir insgeheim begehren – und zwar Gerechtigkeit. Und darin liegt der eigentliche große Reiz von Reacher, sowohl für Männer als auch für Frauen. Vor allem Frauen, denke ich, fühlen sich abgestoßen von Ungerechtigkeit. Und hier haben wir Reacher, der einen Riecher hat für Situationen, in denen Unrecht geschieht, und alle Hebel in Bewegung setzt, damit sich das Recht durchsetzt. Dafür ist er bereit, alles Nötige zu tun. Und er besitzt keinerlei Skrupel. Es stimmt schon, die Bücher sind voller Gewalt, sie sind absolut kompromisslos. Aber ich denke, insgeheim, tief in uns drin, wollen wir das. Wir wollen sehen, wie sich das Recht durchsetzt, und wir wollen sehen, wie die Bösen bestraft werden.“
Regisseur Christopher McQuarrie der bereits das Action Drama ‘The Way of the Gun‘ inszenierte, schafft es JACK REACHER spannend und actionreich zu erzählen. Er legt wert auf die Charaktere, zeigt Motive und Emotionen. Entstanden ist so ein Thriller, der aber nicht so durchgehend mit Actionszenen bestückt ist, wie der Trailer es verheißt. Es gibt viele ruhige Passagen, die nichts als die Geschichte erzählen, aber hier schafft es McQuarrie eindruckvoll immer die Spannung zu halten. Mit Tom Cruise als Reacher hat er einen charismatischen Darsteller, der es schafft neben dem Zynismus, auch Gefühl und Kälte wiederzuspiegeln. „Reacher ist eine Wahnsinnsfigur“, sagt Cruise. „Er hat kein Handy, er hat keine E-Mail-Adresse. Er ist ein analoger Kerl im digitalen Zeitalter. Er lebt im Verborgenen. Er zahlt immer bar. Die Menschen betrachten das Leben durch das Prisma der Farben ihres Lebens, aber Jack Reacher ist der Mann, der die Dinge einfach macht, die wir uns manchmal nur erträumen. In diesem Sinne ist er ein Dirty Harry, ein James Bond, ein Josey Wales.“
Neben ihm hat McQuarrie das richtige Händling für die weiteren Rollen gehabt. Ob nun Rosamund Pike, Robert Duvall, Richard Jenkins oder Werner Herzog, alle verleihen ihren Figuren Tiefe. Letzterer ist wirklich der deutsche Regisseur (Bad Lieutenant – Cop ohne Gewissen), welcher gerne mal selbst vor die Kamera tritt.
Die Blu-ray hat ein scharfes, detailreiches Bild mit passenden Schwarzwerten, sowie läuft wunderbar flüssig. Dazu gesellt sich ein entsprechend ausgesteuerter Ton, der die Szenen räumlich erschafft. Erfreulich ist ebenfalls das interessante, einfache Bonusmaterial über die Produktion.
Der Film ist spannendes Kino und es wird derzeit mit dem Gedanken gespielt, mit JACK REACHER eine Filmserie zu starten. Mal abwarten.

Daten:
Label: Paramount Pictures
Regie, Drehbuch: Christopher McQuarrie
Kamera: Caleb Deschanel – Musik: Joe Kraemer
Nach dem Buch von: Lee Child
Darsteller: Tom Cruise, Rosamund Pike, Werner Herzog
Länge: 130 Min. / Jahr: 2012
Format: 16:9 – 2.35:1
Ton: Deutsch Dolby Digital 5.1, Englisch DTS-HD MA 7.1
Extras: Making Of, Dokumentationen