[Film] EXODUS – GÖTTER UND KÖNIGE

Im Alten Testament vom Buch der Bücher, der Bibel, existieren Geschichten, die von Generation zu Generation bis heute weitergegeben werden. Eine davon ist im Buch Exodus bzw. zweitem Buch Mose aufgeschrieben. In einer Zeit wo Ägypten ein mächtiges Weltreich war, sorgten hunderttausende von hebräischen Sklaven, dass herrliche Bauten das Land erblühten. Hier herrschte der alte Pharao Seti. An seiner Seite seine beiden Söhne, Ramses der Leibliche und Moses der Adoptierte. Beide genießen großes Ansehen im Land und üben wichtige Beraterfunktionen aus. Eines Tages vor einem Kampf prophezeit eine Seherin, das mittendrin ein Führer von einem gerettet wird, der ein weit größerer Führer werden wird. Rames und Moses glauben nicht an die Worte, doch als dann Rames Streitwagen zerstört wird und Moses ihn in letzter Sekunde rettet, ist Rames verunsichert. Er, der nächste Pharao, sollte doch zu einem gottgleichen Führer für sein Volk werden und wie kann dann ein Anderer, sein Stiefbruder mächtiger werden? Zweifel und Eifersucht keimen unbewußt. Zeit vergeht und Seti stirbt, wodurch Rames zum neuen Pharao aufsteigt. Moses dient als engster Berater an seiner Seite. Eines Tages setzt er sich mit den Belangen der hebräischen Sklaven auseinander und wird vom Ältesten Nun mit einer erschreckenden Wahrheit bekannt gemacht. Er sei eigentlich ebenfalls ein Hebräer, der vor vielen Jahren vor einer Babytötung durch Seti nur überlebte, indem ihn seine Schwester Miriam in einem Bastkörbchen im Nil aussetzte. Dieses Körbchen fand die Tochter des Pharaos und zog den kleinen Moses wie ihren eigenen Sohn auf. Miriam wurde drauf seine Amme. Diese Geschichte erfährt ein ägyptischer Berater, der gerne Moses Stellung hätte und erzählt sie Rames. Hin und her gerissen stellt er Moses zur Rede und will Miriam den Arm abschlagen, wenn er nicht gesteht, dass sie seine Schwester ist. Um sie zu retten, tut er es, auch wenn er nicht voll davon überzeugt ist. Daraufhin schickt Rames Moses ins Exil. Er zieht durch die Berge bis er schließlich bei einem kleinen Schafhirtenvolk verweilt. Hier heiratet er Zippora, die Tochter des Stammesführers Jetro, und gründet eine Familie. Viele Jahre vergehen. Als er weglaufende Schafe auf einen heiligen Berg verfolgt, gerät er in einen Erdrutsch und wird verschüttet. Kurz vorm sterben sieht er einen brennenden Dornenbuch und hört eine Stimme. Sie gehört einem Jungen, der mit Steinen eine Pyramide formt und ihm eine große Aufgabe auferlegt. Er soll sein Volk aus den Fängen der Ägypter befreien. Moses glaubt Gott habe zu ihm gesprochen und tut wie aufgetragen. Zurück in Ägypten sucht er Rames auf und bittet ihn die hebräischen Sklaven ziehen zu lassen. Da er sich weigert und den Sklaven deshalb noch härtere Arbeiten aufträgt, bildet Moses zusammen mit Nun, Aaron und Josua eine Rebellenarme und beginnt sie auszubilden. Natürlich wären sie nicht alleine, denn Gott würde ihre Befreiung unterstützen. Plötzlich greifen hunderte von Krokodile im Nil Fischer und sich selbst an. Das Blutbad färbt den Fluss rot, wodurch alle Fische sterben und das Wasser ungenießbar wird. Die erste Plage. Bei der Zweiten entsteigen dem Fluss Millionen Frösche und breiten sich überall aus. Moses sagt Rames, das weitere Plagen folgen werden, solange bis er die Sklaven freigibt.

Fazit:
Diese beeindruckende und historische Geschichte nahm sich Regisseur Sir Ridley Scott an, welcher ein Fable für solche Stoffe hat, wie er mit Gladiator und Königreich der Himmel bewies. „Für mich zählt Moses Leben, sowie die Suche nach dem göttlichen Glauben, zu den größten Abenteuern der Menschheitsgeschichte.“ So beschreibt er seine Ambitionen den Film zu inszenieren. Dafür hat er ein vertrautes Team versammelt, wie den Produktionsdesigner Arthur Max (Robin Hood) und die Kostümdesignerin Janty Yates (Prometheus), die ihn seit vielen Filmen begleiten. Auch Kameramann Dariusz Wolski (Prometheus) und Cutter Billy Rich (Battleship) sind mit den Arbeiten des Briten vertraut. Lediglich der spanische Komponist Alberto Iglesias (Dame, König, As, Spion) ging unvoreingenommen an die Musik heran und besticht durch epische Klänge mit Chören.
Mit gleicher Sorgfalt wurden die Akteure vor der Kamera ausgewählt. Die emotionale Figur des Moses wurde vom charismatischen Christian Bale, bekannt durch Christopher Nolans Batman Trilogie und American Hustle, verkörpert. Um dieser getreu zu werden, hat er sich intensiv vorbereitet. „Durch seinen Glauben verwandelte sich Moses in einen Freiheitskämpfer, der vor nichts, um Gottes Willen durchzusetzen, anhalten würde. Auch war er ein Mann der Widersprüche: Er war treu, argumentativ, zögernd und dann wieder durchsetzungsfähig, ein Krieger und Befreier, sowie stürmisch und stoisch. Das machte ihn für mich spannend.“ Sein Gegenpart in Form von Rames übernahm Joel Edgerton, welcher eher in kleineren Rollen in Der große Gatsby und The Thing auffiel. Er legte ebenfalls wert auf Emotionen, präsentierte aber dennoch Stärke, um als Pharao wahrgenommen zu werden. Ihm gelingt es eindrucksvoll den inneren Konflikt der Situation mit seinem Stiefbruder Moses dem Zuschauer näherzubringen. In kleineren Rollen, aber ebenfalls zentralen Figuren sind John Turturro (Transformers) als alter Pharao Seti, Sigourney Weaver (Avatar) als Rames Mutter Tuya, Aaron Paul (Breaking Bad) als Joshua, Ben Kingsley (Iron Man 3) als hebräischer Ältester Nun und Indira Varma (Game of Thrones) als ägyptische Hohepriesterin zu sehen. Obwohl Rames und Moses und ihre Konflikte den Mittelpunkt bilden, haben alle ihre Momente.
Obwohl die Handlung in Ägypten spielt, wurde auf der kanarischen Insel Fuerteventura und überwiegend in Spanien bei Almería, im Südosten der Provinz Andalusien, und dem dortigen Gebirge Sierra Alhamilla gedreht. Entstanden sind eindruckvolle Landschaftsaufnahmen und durch die Kulissen von Arthur Max, sowie CGI Effekte ein lebendiges Ägypten. Scott setzt wie immer in emotionsvolle Einstellungen, die wie ein guter Darsteller, den Zuschauer ansprechen. Deshalb versucht er auch soviel wie möglich Real aufzubauen. Klar, dass wenn bei einem Bergrutsch Pferde verschüttet werden dies Effekte sind, aber diese wirken so echt, das diese Szenen fesseln können. Ein Wenig geht dabei die 3D Umsetzung unter, die neben Partikeleffekten meist nur Raumtiefe vermittelt und so bei schnellen Bewegungen Unschärfe erzeugt. Im Gegensatz zu den üblichen Bibelstoff Verfilmungen versucht Ridley Scott einen eigenen Weg einzuschlagen, der als kontrovers bezeichnet werden könnte. Er versucht den Glaubensaspekt minimal zu halten und die Geschichte mehr für sich sprechen zu lassen. Deshalb hat er zum Beispiel eine Möglichkeit aufgezeigt, die Plagen Natürlich zu erklären. So entsteht der blutige Nil durch sich gegenseitig zerfleischende Krokodile, woraufhin das Wasser verdirbt und die Fische sterben. Da die Frösche ebenfalls nicht mehr im Wasser leben können springen sie ans Ufer. Die Fliegenplage entsteht wiederum durch die Maden in den toten Fischen und Fröschen. Ebenso lässt er anklingen, das auch die Geschichte um Moses Vergangenheit, also ob er wirklich ein im Bastkorb ausgesetztes hebräisches Baby war, nicht unbedingt stimmen muss. Es könnte nur eine Erzählung von Nun gewesen sein, die Moses zweifeln lassen sollte, um ihn auf ihre Seite zu ziehen. Gleiches gilt ob Moses wirklich von Gott einen Auftrag erhielt. Dadurch, dass er fast starb als er ihn erstmals sah, scheint er eher zu phantasieren. Und immer wenn er Gottes kindliches Sprachrohr mit einem zornigen Gemüt sieht, glauben Andere er führe Selbstgespräche.
Wie alle biblischen Geschichten, hat auch diese eine tiefere Bedeutung, die aber leider Scott vernachlässigt und so dem Film seine Aussagen nimmt. Eigentlich stellte der Pharao die göttliche Stellung des hebräischen Gottes in Frage, indem er sich selbst diesen Titel gibt und durch riesige prunkvolle Bauten und Statuen verherrlicht. Dies kommt im Film nie wirklich rüber, da Rames kaum Betonung auf seine Göttlichkeit legt und auch seiner Präsentation nach außen mit den Pyramiden, der Sphinx und seinen Statuen so dargestellt wird, dass die Ägypter dies einfach errichten. Moses wird im Film eher zu einem Freiheitskämpfer, der Truppen ausbildet und Anschläge verübt und nicht mit Überzeugung Gottes Anliegen, der Befreiung seines Volkes, Rames darlegt. Irgendwie erzielen die Plagen im Film auch nicht die Wirkung, die sie eigentlich haben sollten. Sie laufen einfach hintereinander ab und das Gott sie schickt, damit Rames Göttlichkeit bloßgestellt wird, wird nie deutlich. Der Kerngedanke, das jede Plage eigentlich einen ägyptischen Gott in Frage stellt, wie die Plage der Finsternis den Sonnengott Ra, und jegliche Gebete und Opfer an diese nichts bewirken, greift Scott nicht auf. Es gibt zwar eine halbherzige Szene als die Hohepriesterin das blutige Nilwasser reinigen will, aber das war es.
Neben einer einfachen Filmversion auf DVD und Blu-ray, gibt es eine 3 Disc Blu-ray Collector’s Edition. Zwei Disc’s beinhalten den Film, einmal davon in 3D und die Verbliebene konzentriert das Bonus Material. Dazu zählen geschichtliche Dokumentationen, Entfallene Szenen, Audiokommentar und Making of’s. Diese sind sehr interessant und bieten einen guten Einblick in die Filmproduktion. Das Bild, gerade auf der Blu-ray, ist sehr klar, detailliert und farblich eindruckvoll. Auch der Ton ist perfekt ausgesteuert und bombastisch.
Unbeachtet davon ist ein eindruckvolles Epos entstanden, das Dank der beiden Hauptdarsteller und den ergreifenden Bildern den Zuschauer fesseln kann. Leider fehlt Exodus die Essenz dieser biblischen Geschichte, wodurch der zweite Titel Götter und Könige belanglos wird.

Daten:
Label: 20th Century Fox
Regie: Ridley Scott
Kamera: Dariusz Wolski – Musik: Alberto Iglesias
Darsteller: Christian Bale, Joel Edgerton, John Turturro
Länge: 150 Min. / Jahr: 2014
Format: 16:9 – 2.40:1
Ton: Deutsch DTS 5.1, Englisch DTS-HD 7.1
Extras: unveröffentlichte Szenen, Dokumentationen, Making Of

In abgewandelter Form erstmals erschienen in: Nautilus – Abenteuer & Phantastik, www.fantasymagazin.de