[Comic] SPIROU & FANTASIO SPECIAL #19 – DIE LEOPARDENFRAU

Die Szenerie beginnt im Jahre 1946 mit einer attraktiven dunkelhäutigen Frau in einem Leopardenkostüm, die über die Dächer von Brüssel klettert und von einäugigen mechanischen Riesen verfolgt wird. Währenddessen arbeitet Spirou im Hotel ‘New Moustic’ als Page und bringt Whiskey zum dort lebenden Gast Colonel van Praag. Doch dieser versucht immer noch die Vergangenheit zu bewältigen und den Verlust seiner Freundin Audrey, indem er den Alkohol lieber selbst trinkt. Gleichzeitig greift die Leopardenfrau den Colonel an, um ihm einen heiligen Fetisch abzunehmen, den er einem afrikanischen Stamm gestohlen hat. Spirou platzt dazwischen und die Leopardenfrau muss über die Dächer fliehen. Der Colonel verfolgt sie und schließt mit seinem Gewehr. Einer der Schüsse verletzt sie, doch Spirou gelingt es den Jäger abzulenken und die Verletzte in Sicherheit zu bringen. Dies ist für ihn die Wohnung seines besten Freundes Fantasio. Da durch den Zwischenfall auch Spirou seinen Job verliert, kommt er ebenfalls bei seinem Freund unter. In der Nacht überwältig die Leopardenfrau Fantasio und zwingt ihn, sie mit seinem mit Frittenfett fahrenden Auto nach Paris zu bringen. Zur gleichen Zeit ist anderswo eine Verschwörung in Gange. Der amerikanische Geheimdienst fängt deutsche Uranwissenschaftler und schmuggelt sie aus Frankreich heraus. Noch wissen Spirou und Fantasio nicht, worin sie eigentlich verwickelt werden. Spirou hat die Entführung seines Freundes verschlafen und wird erst durch dessen Freundin Glu-Glu geweckt. Zusammen machen sie sich auf, den Spuren Fantasios und der mysteriösen Leopardenfrau zu folgen.

Fazit:
Die SPEZIAL Reihe zeichnet sich immer wieder durch experimentelle und außergewöhnliche Abenteuer aus. Der Comic DIE LEOPARDENFRAU schließt an Spezial Band 9 OPERATION FLEDERMAUS ebenfalls aus der Feder der Künstler Yann und Olivier Schwartz an. Im Gegensatz zur normalen Reihe darf hier experimentiert und besondere Geschichten geschrieben werden, die sich mehr an Erwachsene Leser richten. So spielt die Geschichte in der Nachkriegszeit des Zweiten Weltkrieges und die Folgen sind noch zu spüren. Spirou und Fantasio sind wesentlich menschlicher gestaltet, auch wenn sie ihren beliebten Humor bewahrt haben. Dazu wurde die Zeit hervorragend optisch und wörtlich eingefangen. So kämpft Spirou mit einem Alkoholproblem und Fantasio hat eine liebenswerte Freundin, wodurch auch einige zweideutige Anspielungen in Wort und Bild dabei sind. Die Geschichte selbst ist phantasievoll, spannend, mysteriös und nicht vorhersehbar. Der Humor ist stets einfach und klassisch. Dazu kommen die Unmengen an Verbeugungen vor Figuren und anderen Künstlern der franko-belgischen Comicszene. So dienen Abenteuer von Tim und Struppi von Hergé als Grundlage, denn in Tim im Kongo tauchte bereits ein Leopardenmann auf, der unserer Frau recht ähnlich sah. Dies spiegelt sich besonders in den Zeichnungen Olivier Schwartz wieder. Nicht nur Künstler und bekannte Personen der Szene wie eben Hergé tauchen als Figur auf, ebenso ihre Schöpfungen. So sind Alan und sein Erster Maat aus Tim und Struppi’s Die Krabbe mit den goldenen Scheren Eins zu Eins als U-Boot Kapitän dabei. Ebenfalls haben Freddy Lombard von Yves Chaland und die Truppe Die Vier von Georges Chaulet und François Craenhals, welche mit Fantasios Auto zusammenstoßen einen Auftritt. Hier wurde aber eine angepasste Erwachsene Version der Figuren, also Valentin, Inge, Ergo und Rolli mit ihrem Hund Oskar, gezeichnet. Nur ihr bekanntes Auto blieb fast unverändert. Natürlich wird die eigene Spirou Reihe zitiert, schnell zu sehen an Fantasios Schlafanzug mit dem bekannten Zyklotrop Z. Der Comic ist auf gutem, kräftigem, weißem Papier gedruckt, wodurch die Farben wunderbar zur Geltung kommen. Neben der Geschichte gibt es einige Bonusseiten mit Informationen zu ihrer Entstehung. Durchweg ist die Liebe und die Detailgenauigkeit zu spüren, wodurch DIE LEOPARDENFRAU mit ihrer besonderen Geschichte zu einem einzigartigen Leservergnügen wird. Dank der Tiefe ist es kein einfaches Comic, sondern Literatur. Da die Geschichte einfach zu lang war, wird sie im kommenden DER MEISTER DER SCHWARZEN HOSTIEN fortgesetzt.

Daten:
Autor: Yann, Olivier Schwartz
Verlag: Carlsen Verlag

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