[Buch] MORTAL ENGINES – JAGD DURCHS EIS

Zwei Jahre sind vergangen seit die Traktionsstadt London fiel. Hester und Tom haben das Luftschiff Jenny Haniver ihrer verstorbenen Freundin Anna Fang übernommen und sind losgeflogen, um die Welt zu erkunden. Als Aeronauten verdienen sie nun ihren Lebensunterhalt. Derzeit befinden sie sich in der schwebenden Stadt Airhaven, welches in den vereisten Norden gereist ist. In seiner Nähe fährt die riesige Stadt Arkangel über das vereiste Meer, auf der Suche nach Beutestädten. Da taucht der seltsame Professor Pennyroyal, ein Historiker mit abenteuerlichen Theorien, auf und will unbedingt mit genommen werden. Tom muss Hester dazu überreden, da sie ihm nicht ganz traut. Und sie behält Recht, denn er hat einen Verfolger, der sich auch an ihre Fersen heftet. Diese tragen das Abzeichen des ‘Grünen Sturms’, einer radikalen Widerstandsgruppe gegen die fahrenden Städte. Ihr Flugschiff von den Verfolgern beschädigt und so muss es auf der Stadt Anchorage landen. Dort gibt es kaum Menschen, weil die meisten einer Seuche zum Opfer gefallen sind. Herrschen tut dort ein junges Mädchen, welches die Stadt auf ein abenteuerliches Ziel hinsteuert. Sie will ins abgelegende Amerika, wo es laut Pennyroyals Büchern noch wundersame, grüne Landschaften gibt. Hester und Tom glauben, das sie nur einem Traum hinterherläuft. Doch dann ist auch Der grüne Sturm zurück und das Abenteuer nimmt ungeahnte Wendungen.

Fazit:
Der Rückblick auf die Zeit zwischen MORTAL ENGINES – KRIEG DER STÄDTE fällt etwas kurz und nur oberflächlich aus. Gleichzeitig beginnt die neue Handlung schnell, fügt rätselhaftes hinzu und neue Figuren. Gerade mit dem seltsamen Pennyroyal ergeben sich Dialoge, um die Handlung des ersten Romans vereinfacht zusammenzufassen. Gleichzeitig bleibt die fahrenden Städte interessant, diesmal mit Blick auf eine Eislandschaft und wie sich die Raubstädte hier angepasst haben. Über Anchorage Herrscherin Feya wird geschickt das vorhandene Weltbilder von Aristokraten vermittelt, auch wird so diese reale und aktuelle Gesellschaft in Kritik genommen, insbesondere durch überspitztes Verhalten. Anders als im ersten Roman beschäftigt sich die Handlung mit Hesters Gefühlen zu Tom intensiver. All ihre Gedanken, Emotionen und Eifersüchte, weil sich Tom mit der jungen Freya so gut versteht. Leider wiederholt sich dies ein wenig und zieht es in die Länge. Dies wirkt, als hätte der Autor eigene Erlebnisse ausführlich darin verarbeitet. Was nicht schlecht ist, da es persönlicher erscheint und nachvollziehbar. Ziel ist ebenso durch diese Krise Hester und Tom tiefer zusammenzuschweissen. Hierbei fällt auch auf, das oft Tom’s Ausbildung als Hilf-Historiker erwähnt wird, gleichzeitig hat man als Leser nicht das Gefühl, er nutzt sein Wissen. Er kennt zwar Fakten und hat zahlreiche Fachbücher gelesen und doch wendet er dieses Wissen nie an. Schön wäre, wenn er sich mit Old-Tech auskennen oder überhaupt es etwas bewirken würde. Meist wirkt Tom wie ein unbeholfener, naiver zehnjähriger Schuljunge. Dies fällt stark auf, als er von den Verlorenen Jungs entführt wird. Überhaupt kommt einem die Szene wie ein überzeichneter ‘Tom & Jerry‘ Cartoon vor. Tom wehrt sich kaum und verhält sich dumm, denn die Erlebnisse in London und mit Hester hätten ihn eigentlich erfahrener und härter machen müssen. Ähnlich sprunghaft geht er mit dem Faktor Zeit ab Buchmitte um. Hester’s Flucht von Anchorage und Gefangennahme vom Grünen Sturm, sowie Tom’s Ratlosigkeit, wie er Hester finden soll, dauert Wochen in denen der Hester aushaart und Tom nur wartet. Hätte besser gelöst werden können. Andererseits verhält sich Hester auch nicht besser als sie wochenlang gefangen war, dabei ist sie unter schweren Bedingungen aufgewachsen und wurde vom Stalker Strike aufgezogen. Wochenlang sich Misshandlungen und Demütigungen zu ergeben, passt nicht zu ihrem Charakterprofil, besonders weil sie sich Gegenteilig verhält als Anchorage von Feinden bedroht wird. Es kommt einem vor, als würde Reeve seine Figuren zu sehr den nötigen Szenen charakterlich anpassen. Schade. Das Buch ist von einem guten Druck und hat einen festen Einband mit einem schönen Artwork Cover, sowie geprägtem Titel.
Neben den angesprochenen charakterlichen Ungereimtheiten weiß JAGD DURCHS EIS mit einer abenteuerlichen Handlung zu unterhalten. Zum einen begegnen Hester und Tom ungewöhnlichen Figuren und sie erleben sowohl die Schnee weiße Seite der Raubstadtwelt, als auch die Finstere. Es wird mit vielen Ideen gespielt, wobei merklich Geschehnisse für die Zukunft vorbereitet werden. Leider wirken dadurch einige Momente unvollständig. Gefallen tut vor allem die verstärkte persönliche und emotionale Beschreibung der Hauptfiguren. Anders aber als die holprigen zeitlichen Sprünge gerade zum Finale hin, wodurch der Abschluss oberflächlich erscheint. Gleichzeitig ist die Fortsetzung gelungen, sie weiß zu unterhalten und zeigt neue Seiten der dystopischen Welt mit ihren faszinierenden fahrenden Städten.

Daten:
Autor: Philip Reeve
O-Titel: Predator’s Gold
Verlag: Tor Fischer