[Buch] MORTAL ENGINES – DIE VERLORENE STADT

Sechs Monate sind vergangen, seit Hester Shaw weggegangen ist. Davor gelang es ihr zusammen mit Tom ihre Tochter Wren und Theo zu befreien. Inzwischen ist Theo in seine afrikanische Heimatstadt Zagwa zurückgekehrt. Dort findet gerade ein Treffen mit der Frau von General Naga, dem Anführer und Nachfolger der verstorbenen Stalker Fang vom Grünen Sturm, statt. Theo bemerkt feindliche Flugmaschinen und versucht einen Anschlag zu verhindern. Wren hat von den Ereignissen keine Ahnung, sie reist zusammen mit Tom im Luftschiff durch die Welt. Insgeheim weiß sie, dass Tom nach ihrer Mutter Hester sucht, auch wenn er es nie zugeben würde. Eine Tages sieht er eine alte Bekannte aus London, doch diese kann eigentlich nicht mehr leben, da sie bei der Explosion von MEDUSA mitsamt der Stadt vor vielen Jahren umgekommen sein muss. Beide forschen nach und bald lässt sich eine Reise zum Wrack der Geiststadt London nicht vermeiden. Tom kehrt zurück zu dem Beginn seines Abenteuers und entdeckt mit Wren ein düsteres Geheimnis, welches die ganze Traktionsstadtwelt erschüttern wird.

Fazit:
Das vierte Buch macht diesmal keinen grossen Zeitsprung und setzt lediglich einige Monate später an die Handlung an. Beginnend wird neben einer neuen, noch verschachtelten Verschwörung gegen den Grünen Sturm eine einfach Zusammenfassung der Ereignisse von Wren auf Wolke Sieben erzählt. Dazu dauert der eigentliche Handlungsaufbau, wodurch einige Längen schon früh entstehen. Gleichzeitig wird das Finale recht zügig abgehandelt. Gefallen tut auf jeden Fall der Ansatz zurück zu den Wurzeln, den Beginn der Geschichte in London, zu gehen. Interessant ist vor allem die charakterliche Entwicklung von Tom und Hester, er scheint sich ein wenig emotional von ihr gelöst zu haben und sie hat sich ihrer Menschlichkeit entledigt. Ihr negatives Bild von sich selbst, ihre Hässlichkeit schiebt sie in den Vordergrund und nimmt dies als Erklärung, dass sie keine Gefühle zulassen will und in diesem Sinne sogar Tom und ihre Tochter Wren verleugnet. Dies ist die beginnende Basis der Figuren. Alle kämpfen mit Zweifeln, auch wenn es bei Wren und ihre Gefühle für Theo noch harmlos ist. Grundsätzlich ist es eine Familiengeschichte, Tom ist der naive und gutgläubige Mensch, Wren die Abenteuerlustige und Hester die kämpferische und von Selbstzweifeln geprägte Person. Leider zieht sich die ganze Geschichte, merklich weil viele Fäden zusammengeführt werden sollen, eben die Familie Natsworthy, Stalker Fang, Theo Ngoni, der Grüne Sturm und der Krieg der Traktionsstädte. Viele Elemente spielen eine Rolle, wodurch Teile oberflächlich erzählt sind.
Ein wenig ungewohnt ist die deutsche Übersetzung, die sich etwas freier interpretiert. Einiges klingt nach Slang. Muss in einer Übersetzung anstatt ‘hier und da’ ‘hie und da’ verwendet werden? Für mich passt es nicht wirklich und wirkt leicht störend im Lesefluss. Dazu heißt es oft Luftschiffe fahren, wobei sie eigentlich fliegen.
DIE VERLORENE STADT schließt die Handlung um die fahrenden Städte und die Geschichte der Familie Natsworthy ab. Zu Beginn lässt sich der Handlungsaufbau Zeit, während er sich im Finale beschleunigt. Dadurch entstehen zum einen einige Längen, aber auch Teile werden einfach zu oberflächlich erzählt. Im Gesamten ist es eine phantastische Abenteuergeschichte durch eine alternative Zukunftswelt, bei der die Figuren dramatische und ungewöhnliche Erlebnisse haben. Allein die fahrenden Städte bleiben Eindrucksvoll und Unvergessen.

Daten:
Autor: Philip Reeve
O-Titel: A Darkling Pain
Verlag: Tor Fischer